- Die ungewisse Zukunft der Küsten
- > Dass die Klimaerwärmung den Meeresspiegel künftig stark ansteigen lässt, gilt inzwischen als sicher. Damit werden in den kommenden Jahrhunderten weltweit viele Küstengebiete verloren gehen. Die reichen Industrienationen werden sich mit enormem technischen Aufwand noch einige Zeit gegen das Vorrücken des Meeres wehren können. Langfristig aber werden auch sie sich von den bedrohten Ufern zurückziehen oder an das steigende Wasser anpassen müssen. (Dem Thema „Küsten” widmet sich auch der gesamte WOR 5)(Dem Thema "Küsten" widmet sich auch der gesamte WOR 5)Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie auch in:
Die Zukunft der Küste – Verteidigung oder geordneter Rückzug?
Die Gestalt der Küstenzonen wird durch ein Gleichgewicht verschiedener Faktoren wie Erosionsstabilität, Sedimentation, Seegang, Sturmhäufigkeit oder von Meeresströmungen gesteuert. Die Klimaerwärmung, der Meeresspiegelanstieg oder menschliche Eingriffe können diese Faktoren überlagern oder verstärken und somit die Gleichgewichtszustände der Küsten beeinflussen. Meist können Gleichgewichtsstörungen im natürlichen System bis zu einem bestimmten kritischen Umschlagspunkt kompensiert werden. Wird dieser erreicht, sind die Veränderungen aber unumkehrbar. Eine Rückkehr zum Gleichgewichtszustand ist dann nicht mehr möglich. Die Aktivitäten des Menschen und die Effekte des Klimawandels zusammen bringen viele Küstenabschnitte näher an ihren jeweiligen Umschlagspunkt heran. Baumaßnahmen oder die Einbringung von Substanzen wie etwa Baggergut müssen daher künftig besonders effektiv und nachhaltig geplant werden. Dafür ist ein integriertes Küstenzonenmanagement erforderlich. Zweifellos wird sich der Anstieg des Meeresspiegels zunächst nur langsam beschleunigen und bis weit über das 21. Jahrhundert fortsetzen. Viele Küstengebiete werden nach und nach unbewohnbar werden. Menschen werden ihre Heimat und einen Teil ihrer Kultur verlieren. Reiche Küstenländer werden diesen Prozess für einige Zeit aufhalten können, für die Schutz- und Anpassungsmaßnahmen aber immense finanzielle und technische Mittel aufwenden müssen. So wird man an der deutschen Nord- und Ostseeküste vorerst nicht von der Strategie der Verteidigung abweichen. Das Verhältnis von Küstenschutzkosten zu Nutzen (für Menschen und Sachwerte) ist positiv. Langfristig werden sich die Menschen aber auch aus diesen Küstengebieten zurückziehen oder an das Vorrücken des Meeres anpassen müssen. In den Niederlanden werden bereits heute erste schwimmende Siedlungen errichtet, die, fest vertäut, bei Hochwasser aufschwimmen können. Hier verfolgt man die Strategie der Anpassung: Der Mensch lernt, mit dem Wasser zu leben. Für die Zukunft wird man vielerorts ähnliche nachhaltige Raum- und Flächennutzungsplanungen durchführen müssen. Das gilt insbesondere für den stark gefährdeten Küstenstreifen unterhalb von 5 Metern. Denkbar ist auch die Einrichtung von Pufferzonen in Siedlungsgebieten, in denen nur nach bestimmten, risikoarmen Vorgaben gebaut werden darf. Schon heute dürfen in manchen überflutungsgefährdeten Gebieten im Erdgeschoss keine hochwertigen Wohn- oder Geschäftsräume eingerichtet werden. Mittelfristig aber gibt es vor allem ein Ziel: Das Ausmaß des Klimawandels und des Meeresspiegelanstiegs durch Klimaschutzmaßnahmen so gering wie möglich zu halten.