Arktis und Antarktis – Naturräume in Poleposition
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WOR 6 Arktis und Antarktis – extrem, klimarelevant, gefährdet | 2019

Arktis und Antarktis – Naturräume in Poleposition

Arktis und Antarktis – Naturräume in Poleposition
> Die heutigen Polargebiete der Erde haben auf den ersten Blick vieles gemeinsam: Eis und Schnee prägen ihre Landschaften und Meeresgebiete, die Hälfte des Jahres herrscht Dunkelheit, und überleben kann nur, wer sich an die extremen Lebensbedingungen anpasst. Trotz aller augenfälligen Parallelen aber unterscheiden sich die Arktis und die Antarktis grundlegend – angefangen von ihrer Geografie und ihrer Vereisungsgeschichte bis hin zur Eroberung durch den Menschen.
Eine kurze Geschichte der Polarregionen © Leo Patrizi/Getty Images

Eine kurze Geschichte der Polarregionen

> Die Polargebiete der Erde faszinieren den Menschen heutzutage mehr denn je. Zum einen gelten weite Teile der Arktis und Antarktis noch immer als unerforscht und damit als Neuland. Zum anderen verfügen beide Regionen über eine ganz besonders abwechslungsreiche Entstehungs- und Vereisungsgeschichte. Deren zahlreiche Facetten stellen die Wissenschaft bis heute vor so manches Rätsel.

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Der Mensch erobert die Polargebiete © Interfoto/National Maritime Museum, London

Der Mensch erobert die Polargebiete

> Angesichts des extremen Klimas bedurfte es seit jeher guter Gründe, sich in die Polarregionen vorzuwagen. Vor 45 000 Jahren lockte die Aussicht auf Beute die ersten Jäger in die Arktis. Später folgten Abenteurer und Entdecker auf der Suche nach neuen Handelswegen, dann war die Hoffnung auf Ruhm und Ehre der Haupt­trei­ber. Heute sind – trotz handfester wirtschaftlicher und politischer Interessen – Forscherdrang und Wissensdurst ein wichtiges Motiv und entfalten eine friedens­stiftende Wirkung. Denn selbst in politisch schwierigen Zeiten arbeiten in Polargebieten ­Wissenschaftler aus verschiedenen Nationen Hand in Hand.

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Arktis und Antarktis – zwei grundverschiedene Polargebiete

Die Nord- und Südpolargebiete gehören zu den ent­legensten und extremsten Lebensräumen der Erde. In beiden Regionen erschweren Kälte, Eis, Schnee und die lang anhaltende Dunkelheit der Polarnacht das Überleben von Pflanzen, Tieren und Menschen. Beide Polargebiete unterscheiden sich aber auch grundsätzlich voneinander. Die Antarktis im Süden besteht aus einem riesigen Kontinent, der vollständig vom Südpolarmeer umgeben wird. In der Arktis, dem Nordpolargebiet, dagegen verhält es sich genau umgekehrt: Hier umschließen die Landmassen dreier Kontinente einen Ozean in zentraler Lage. Der einzige Eisschild der Arktis bedeckt große Teile Grönlands, ist aber trotzdem deutlich kleiner als die Inlandeismassen der Antarktis, die 98 Prozent des Kontinents bedecken. Im Gegenzug verfügt der Arktische Ozean über eine dauerhafte Meereisdecke. Deren Fläche wächst und schrumpft zwar im Rhythmus der Jahreszeiten, nimmt bislang aber nie so weit ab wie die Meereis­fläche des Südpolarmeers, welche im Sommer nahezu vollständig schmilzt. Die weiträumige, gleichzeitige Vereisung beider Polargebiete stellt erdgeschichtlich betrachtet fast schon eine Ausnahmesituation dar. Nur wenige Mal zuvor hatten sich die wandernden Kontinente der Erde derart angeordnet, dass sowohl im Norden als auch im Süden polare Klimabedingungen entstehen und beide Gebiete vereisen konnten. Während die Klimageschichte der Antarktis inzwischen ziemlich gut verstanden ist, gibt es in Bezug auf die Vereisungsgeschichte der arktischen Land- und Meeres­gebiete noch immer viele offenen Fragen. Die geografischen Gegensätze der Polargebiete erklären auch ihre unterschiedliche Besiedlungsgeschichte. Die meisten Gebiete der Arktis konnte sich der Mensch zu Fuß erschließen. Er besiedelte aus Nordafrika kommend vor etwa 45 000 Jahren Sibirien und wanderte später von dort über eine Landbrücke nach Nordamerika ein. In Grönland und dem hohen Norden Europas konnten Menschen allerdings erst heimisch werden, nachdem die großen Eisschilde der jüngsten Eiszeit geschmolzen waren. Sie hatten den Jägern und Sammlern bis dato in Nordamerika und Europa den Weg Richtung Norden versperrt. Heute leben rund vier Millionen Menschen in der Arktis. Um die entlegene Antarktis zu erreichen, brauchte der Mensch hochseetaugliche Schiffe und furchtlose Seefahrer, die sich weit Richtung Süden vorwagten. Der südliche Kontinent wurde deshalb erst im 19. Jahrhundert entdeckt und diente zunächst den Robben- und Walfängern als Jagdgebiet. Ab dem 20. Jahrhundert erkundeten Abenteurer und Polarforscher den eisigen Kontinent, wobei in der öffent­lichen Wahrnehmung Vorstöße in unbekannte Re­gionen oft mehr zählten als wissenschaftlich wertvolle Daten und Beobachtungen. Nach dem Ersten Weltkrieg hielt moderne Technik Einzug in die Polarforschung. Sowohl das Nord- als auch das Südpolargebiet wurden fortan auch aus der Luft erkundet. Forschungsstationen ermöglichten Langzeitbeobachtungen, wodurch sich die Wettervorhersage für die Polarregionen verbesserte. Außerdem erkannte man die Bedeutung beider Gebiete für das Klima der Erde. Internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit legte dann den Grundstein für den Antarktisvertrag, welcher im Jahr 1961 in Kraft trat und bis heute den Schutz sowie eine friedliche, rein wissenschaftliche Nutzung des Kontinents vorschreibt. Für die Arktis gibt es kein vergleichbares Vertragswerk. Trotz teilweise unterschiedlicher politischer Interessen arbeiten in beiden Polarregionen Forschende verschiedener Nationen Hand in Hand. Das extreme Klima und die Abgeschiedenheit der Arktis und Antarktis stellen den Menschen vor besondere logistische und technische Herausforderungen, die sich oft nur gemeinsam meistern lassen.