- Die Bedeutung der Meeresfische
- > Fische sind ein wichtiger Teil der Meereslebensräume. Sie stehen auf komplexe Weise in Zusammenhang mit anderen Organismen – etwa über Nahrungsnetze. Damit führt der intensive Fischfang nicht nur zu einer Dezimierung von Fischarten, sondern wirkt sich auf ganze Lebensgemeinschaften aus. Die Folgen sind oft unabsehbar. Zwar führt die industrielle Fischerei selten zur völligen Ausrottung einzelner Arten, möglicherweise aber beeinflusst sie die Evolution stark befischter Spezies.
Das große Ganze im Meer
Gut 30 000 Fischarten gibt es weltweit, einige Hundert werden kommerziell befischt. Seit Langem betrachtet man die Tiere, die wirtschaftlich interessant sind, isoliert. Für das Fischereimanagement sind meist allein die jährlichen Fangmengen einer Art und ihr mutmaßlicher Bestand relevant, aus dem man neue Höchstfangmengen für die nächste Fangsaison ableitet. Doch das Beziehungsgeflecht im Meer ist komplex. Fängt man Fische in großen Mengen, verändert das den ganzen Lebensraum. Nach und nach setzt sich daher die Idee durch, dass man das ganze Ökosystem berücksichtigen muss, wenn man die Fischbestände auf Dauer erhalten will. Um Fischbestände in der Zukunft besser und nachhaltiger managen zu können, werden künftig sehr viel aufwendigere Untersuchungen als bisher nötig sein. Von Interesse ist unter anderem, wie sich das Phytoplankton, die Basis des Lebens im Meer, in bestimmten Regionen vermehrt. Auch die Menge und Zusammensetzung des Zooplanktons, von dem sich vor allem kleinere Fischarten ernähren, spielt eine wichtige Rolle. Zwar wurden bislang erst für wenige Arten derart komplexe Ökosystem-untersuchungen durchgeführt, dennoch ist der Wissensgewinn groß. Darüber hinaus fordern Wissenschaftler, endlich den Beifang genau zu erfassen, jene Fische und Meerestiere, die beim Fischen bestimmter Arten versehentlich im Netz landen und anschließend meist tot wieder über Bord geworfen werden. Denn auch die Menge und Zusammensetzung des Beifangs liefern wichtige Informationen über den Zustand eines Meeresgebiets. Erfreulich ist, dass in den vergangenen Jahren international verstärkt daran gearbeitet wird, den Meeresschutz gemeinsam voranzutreiben. So wurden die Küstengebiete der Welt beispielsweise in sogenannte Large Marine Ecosystems eingeteilt, großräumige und grenzüberschreitende Meeres-ökosysteme. Die Initiative soll insbesondere Experten aus Entwicklungs- und Schwellenländern zusammenbringen. Inzwischen gibt es erste positive Beispiele für internationale Meeresschutzprojekte zwischen Nachbarstaaten – etwa vor dem südwestlichen Afrika oder am Golf von Guinea. Die meisten kommerziell befischten Arten wird der Mensch glücklicherweise nicht ausrotten können. Denn ehe die Bestände so klein sind, dass die Art verschwindet, wird der Fischfang unrentabel. Allerdings gibt es Ausnahmen wie etwa bestimmte Thunfischarten oder den Stör. Solche Arten könnten in den kommenden Jahren gänzlich ausgelöscht werden, obwohl man inzwischen zum Teil Schutzmaßnahmen eingeleitet hat. Durch intensiven Fischfang und die Zerstörung von Lebensräumen ist insbesondere der Bestand des Störs vermutlich schon so geschwächt, dass die Art wohl kaum noch zu retten sein wird. Beunruhigend ist auch, dass der industrielle Fang wahrscheinlich die Evolution bestimmter Spezies verändert. Große Fische werden abgefischt, kleine Individuen setzen sich durch. Klein zu sein bietet dem einzelnen Fisch bei intensiver Befischung offenbar einen evolutionären Vorteil. Welche Konsequenzen diese fischereiinduzierte Evolution hat, ist noch nicht abzusehen. Vieles deutet darauf hin, dass Fischbestände aus kleinen und jung reproduzierenden Fischen weniger stabil sind als solche mit großen Tieren, die später geschlechtsreif werden. Modellrechnungen zeigen, dass sich diese durch den Menschen verur-sachten Veränderungen, wenn überhaupt, erst im Laufe von Jahrhunderten umkehren. Die Voraussetzung dafür ist, dass die Menschheit den Fisch künftig mit mehr Bedacht fängt und den Druck auf die Arten verringert.