Küsten besser schützen
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WOR 5 Die Küsten – ein wertvoller Lebensraum unter Druck | 2017

Küsten besser schützen

Küsten besser schützen
> Um den Lebensraum Küste zu erhalten, muss er geschützt werden. Dazu gehört ein schonendes Management der Küstengebiete, das alle Interessengruppen berücksichtigt, aber auch ein Katalog wirkungsvoller Küstenschutzmaßnahmen, der sich an den steigenden Meeresspiegel anpassen lässt. Weltweit gibt es Beispiele, die Hoffnung machen. Eine Herausforderung bleibt es, Küstenbewohnern, die durch den Klimawandel ihr Zuhause verlieren, eine neue Heimat zu geben.
Die Kunst, Küsten zu verwalten © Fernando Moleres/laif

Die Kunst, Küsten zu verwalten

> Unterschiedliche Interessen führen immer wieder zu Konflikten beim umfassenden Schutz der Küsten. Wenn sich aber die einzelnen Interessengruppen auf einen nachhaltigen Managementplan einigen können, bringt dieser oft allen Beteiligten beträchtliche Vorteile.

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Dem Meeresspiegelanstieg begegnen © mauritius images/Frans Lemmens/Alamy

Dem Meeresspiegelanstieg begegnen

> Deiche, Mauern und Sperrwerke schützen Küsten vor Überflutungen. Doch der Meeresspiegelanstieg erfordert zusätzlich noch andere Lösungen, die die Auswirkungen der Natur einbeziehen und sich nach und nach an das steigende Wasser anpassen lassen. Manche Küsten aber werden trotzdem künftig unbewohnbar sein. Für die Betroffenen sollte schon heute eine neue Heimat gesucht werden, denn sie werden Klimaflüchtlinge sein.

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Gemeinsam für eine schonende Nutzung und einen besseren Schutz

Eine nachhaltige Nutzung der Küsten lässt sich nur erreichen, wenn die verschiedenen Interessen diverser Nutzer miteinander in Einklang gebracht werden. International ist die Zuständigkeit zunächst klar durch das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (SRÜ) geregelt. Demnach gibt es das Küstenmeer, das zum Hoheitsgebiet eines Staates zählt. Daran schließt sich die Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) an, die zwar nicht zum Hoheitsgebiet eines Staates gehört, doch hat dieser hier das exklusive Recht, Ressourcen wie Erdöl und Fischbestände auszubeuten. Wie eine Nation ihre Küste nutzt, entscheidet sie hingegen allein.
Um Interessenkonflikte zu vermeiden, bietet sich heute das Konzept des Integrierten Küstenzonenmanagements (Integrated Coastal Zone Management, ICZM) an, das die nachhaltige Entwicklung der Küstenzonen zum Ziel hat und auf Beispiele verweisen kann, in denen Konflikte zwischen Naturschutz und Tourismus vermieden oder nachhaltige Küstenfischereien realisiert werden konnten.
Erstrecken sich wichtige Küstengebiete über Staatsgrenzen, werden zusätzlich internationale Abstimmungen nötig. Dazu wurde das Konzept der sogenannten Large Marine Ecosystems (LMEs, große Meeresökosysteme) entwickelt, das in der Vergangenheit auch schon zu einigen Erfolgen geführt hat. So ist es zum Beispiel den Anrainern des LME im Golf von Bengalen gelungen, gemeinsame Maßnahmen zur Bekämpfung der Überfischung und der Meeresverschmutzung zu verabschieden.
Zu einem erfolgreichen Küstenmanagement wird künftig auch ein verlässlicher Schutz vor dem steigenden Meeresspiegel gehören. Galt bislang die Devise, eine Küstenlinie mit teils sehr mächtigen, starren Bauwerken wie Deichen oder Sperrwerken zu halten, so rückt man heute von diesem Paradigma ab. Insbesondere, weil die Folgen des Klimawandels heute nicht exakt vorhersehbar sind. Küstenschutzmaßnahmen müssen daher flexibler planbar sein. Eine vielversprechende Alternative ist der adaptive Küstenschutz, der verschiedene aufeinander aufbauende Maßnahmen vorsieht und mit dem Fortschreiten des Meeresspiegels in der Planung und Auslegung angepasst wird. Das kann eine Erhöhung der Deiche mithilfe von Schutzwänden sein oder die Schaffung neuer Überflutungsflächen, sogenannter Polder, in die Hochwasser gezielt umgeleitet wird. Ein erstes adaptives Großprojekt ist der Schutz der Themsemündung bei London. Zum adaptiven Küstenschutz gehört auch, Siedlungen künftig so zu bauen, dass diese gegen Hochwasser unempfindlich sind – etwa durch den Bau von schwimmenden Häusern.
Bedeutete Küstenschutz bislang vor allem, große Bauwerke zu realisieren, die Küstengebiete durchschnitten, so fordern Küsteningenieure jetzt ver­stärkt ein „Bauen mit der Natur“. Dabei will man das natürliche Potenzial der Küsten selbst nutzen, etwa durch die Ansiedlung von Austernriffen oder Seegraswiesen oder den Bau von Poldern, in denen sich artenreiche Salzwiesen entwickeln können. Trotz ermutigender Beispiele für Alternativen bleibt der Küstenschutz weltweit aber verhältnismäßig konservativ, da allgemein akzeptierte Standards oder Regelwerke für ökosystembasierte Maßnahmen bislang fehlen und die Wirksamkeit oft erst noch nachgewiesen werden muss. Diesen Mangel an Wissen gilt es nun schnell zu beheben.
Trotz aller Maßnahmen wird man bei steigendem Meeresspiegel nicht alle Küsten retten können. Die Regierungen von Inselstaaten versuchen daher schon heute, einen geordneten Rückzug vorzubereiten, etwa durch Bildungsprogramme, die die Bevölkerung für Arbeitsplätze im Ausland attraktiv macht. Dadurch sollen die Menschen, die bald Klimaflüchtlinge sein könnten, in die Lage versetzt werden, sich in anderen Ländern eine Existenz aufzubauen.