Aquakultur
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WOR 2 Die Zukunft der Fische - die Fischerei der Zukunft | 2013

Aquakultur

Die große Zukunft der Fischzucht
> Die weltweite Fangmenge von Fischen und Meeresfrüchten lässt sich kaum noch steigern. Für die Fischzucht, die Aquakultur, gilt das Gegenteil: Kein anderer Bereich der Nahrungsmittelproduktion wächst seit 20 Jahren so stark. Doch Missstände wie Antibiotika im Fischfutter und die Überdüngung von Meeresgebieten haben die Aquakultur in Verruf gebracht. Jetzt muss sie beweisen, dass umweltschonende Fischzucht in großem Maßstab möglich ist.

Aquakultur – Proteinlieferant für die Welt

> War die Aquakultur in den 1970er Jahren noch relativ unbedeutend, so ist sie heute fast genauso produktiv wie die Meeresfischerei. Heute werden rund 600 Tierarten in Aquakultur gehalten. Je nach Region werden bestimmte Spezies bevorzugt. Fachleute gehen davon aus, dass die Fischzucht künftig für die Ernährung der Menschheit immer wichtiger wird, denn im Vergleich zur Schweine- oder Rindermast ist sie klar im Vorteil.

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Wege zur schonenden Aquakultur

> Aquakulturen sollen den wachsenden Hunger der Weltbevölkerung nach Fisch stillen – und zugleich die Fischbestände der Meere schonen. Doch der Einsatz großer Mengen an Wildfischfutter, die Zerstörung von Mangrovenwäldern und die Verwendung von Antibiotika in der Massenfischhaltung haben der Fischzucht einen schlechten Ruf eingetragen. Aktuelle Forschungs- und Entwicklungsprojekte aber zeigen, dass umweltbewusste Aquakultur möglich ist.

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Die Zukunft des Zuchtfischs

Vor allem mit dem Bevölkerungswachstum in Asien ist die Aquakultur in den vergangenen 20 Jahren schneller gewachsen als jede andere Lebensmittelbranche, um gut 8 Prozent jährlich. Weltweit werden heute rund 60 Millionen Tonnen Fisch, Muscheln, Krebse und andere Wasserorganismen gezüchtet. Das ist fast genauso viel wie die Menge an Meeresfisch und Meeresfrüchten, die wild gefangen wird. Diese betrug im Jahr 2011 78,9 Millionen Tonnen. Asien, vor allem China, ist in Sachen Aquakultur die wichtigste Region weltweit. Die Region liefert derzeit 89 Prozent der globalen Produktion. Auch künftig wird die Aquakultur stark wachsen und damit einen wesentlichen Beitrag zur Versorgung der Weltbevölkerung mit hochwertigem Eiweiß liefern. Ein Vorteil der Aquakultur ist, dass für die Zucht von Fisch und Meeresfrüchten weit weniger Futter benötigt wird als für die Rinder- oder Schweinemast. Für die Produktion von 1 Kilogramm Rindfleisch braucht man 15-mal mehr Futter als für die von 1 Kilogramm Karpfen. Die Aquakultur ist damit ein ressourcenschonender Weg, um proteinreiche tierische Nahrung herzustellen. Aktuelle Studien, die die künftige Entwicklung bis zum Jahr 2050 berechnen, gehen davon aus, dass die Aquakultur den wachsenden Fischbedarf der Weltbevölkerung decken kann. Dieses weitere Wachstum darf allerdings nicht auf Kosten der Umwelt oder des Klimas gehen. Problematisch ist, dass die Aquakultur heute noch den Fang großer Mengen an Wildfisch erfordert. Dieser wird zu Fischmehl und Fischöl verarbeitet und für die Aufzucht verfüttert. Zwar stagniert die weltweite Fischmehl- und Fischölmenge seit Jahren, doch in einigen Fällen werden immer noch Fischbestände dafür verwendet, die nicht nachhaltig bewirtschaftet sind. So trägt die Aquakultur zur Überfischung bei. Allerdings bemüht man sich, die Menge des Fischmehls und -öls in der Fischzucht zu verringern, auch weil die Preise wegen der großen Nachfrage in China stark gestiegen sind. Weltweit entwickeln viele Forschergruppen daher alternative Futterarten, beispielsweise fett- und proteinreiche Nahrung aus Kartoffeln oder Raps. In vielen Fällen ist die Aquakulturproduktion heute noch nicht nachhaltig. Die Anlagen benötigen zu viel Energie und erzeugen nährstoffreiche Abwässer, die oft ungeklärt in Flüsse oder Küstengewässer geleitet werden. In stark überdüngten Gewässern können sauerstofffreie Todeszonen entstehen. Wissenschaftler entwickeln jetzt Methoden, mit denen sich die Ökobilanz von Aquakulturanlagen ermitteln lässt – sogenannte Lebenszyklusanalysen. Damit werden in der Industrie Produkte auf ihre Umweltfreundlichkeit hin getestet – und zwar in allen Aspekten, von der Gewinnung der Rohstoffe bis zum Recycling. Als besonders problematisch gilt heute die intensive Zucht von Karpfen und Shrimps in Teichanlagen. Sie schneidet bei der Lebenszyklus­analyse sehr schlecht ab, weil sie viel Futter benö­tigt, nährstoffreiche Abwässer produziert und viel Energie verbraucht. In den letzten Jahren setzt sich der Umweltgedanke auch in der Aquakultur durch. Besonders in den westlichen Industrienationen fordern Händler und Kunden vermehrt Ware, die Umweltstandards erfüllt. Für Fangfisch aus dem Meer gibt es seit Jahren Nachhaltigkeitszertifikate; damit gekennzeichnete Produkte sind sehr gefragt. Derzeit kommt in Europa ein Siegel für schonende Aquakultur auf den Markt, das „Aquaculture Stewardship Council“-Zertifikat. Händler und Hersteller, die ein Zertifikat erhalten möchten, müssen sich zum Arten-, Umwelt- und Wasserschutz in den Anbaugebieten verpflichten und hohe Sozialstandards erfüllen. Weltweit besteht die Chance, den weiteren Ausbau der Aquakultur nach Aspekten der Nachhaltigkeit auszurichten. Das ist angesichts der Umweltprobleme, der Überfischung und des Klimawandels dringend geboten.