Konzepte für eine bessere Welt
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WOR 4 Der nachhaltige Umgang mit unseren Meeren – von der Idee zur Strategie | 2015

Konzepte für eine bessere Welt

Konzepte für eine bessere Welt
> Bis heute ist es nicht gelungen, die Güter der Natur schonend und nachhaltig zu nutzen. Bisherige Ideen dazu sind gescheitert, weil der Begriff „Nachhaltigkeit“ unscharf definiert ist. Auch lässt sich Nachhaltigkeit nur dann erreichen, wenn die Zusammen­hänge der Natur besser bewertet ­werden können. Für die Zukunft gilt es daher, die vielfältigen Ökosystemleistungen besser zu verstehen und ein umfassendes Konzept der Nachhaltigkeit in die Praxis umzusetzen.
Was ist Nachhaltigkeit? © Massimo Ripani/SIME/Schapowalow

Was ist Nachhaltigkeit?

> Der Begriff „Nachhaltigkeit“ stammt aus der Forstwirtschaft und bedeu­tete ursprünglich so viel wie: natürliche Ressourcen mit Bedacht zu nutzen, sodass sie langfristig zur Verfügung stehen. Heute allerdings ist der Begriff unscharf, zum einen, weil es verschiedene Nachhaltigkeitstheorien gibt, zum anderen, weil das Wort inflatio­när verwendet wird. Deshalb diskutieren Wissenschaftler, was mit „Nachhaltigkeit“ eigentlich gemeint ist, und versuchen, konkrete Regeln für nachhaltiges Handeln und Wirtschaften zu entwickeln.

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Der Wert der Natur © Ingetje Tadros/Getty Images

Der Wert der Natur

> Will der Mensch die natürlichen Ressourcen schonend und nachhaltig verwenden, muss er abwägen, auf welche Weise und in welchem Maße er die Natur nutzen oder schützen möchte. Das ist nur dann möglich, wenn er Kosten und Nutzen adäquat einschätzen kann. Dabei kann es hilfreich sein, die Natur im ökonomischen Sinne als Naturkapital zu betrachten. Allerdings ist es durchaus problematisch, den Leistungen der Natur einen Wert zu geben.

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„Nachhaltigkeit“ – ein schwer zu definierender Begriff

„Nachhaltigkeit“ ist ein positiv besetzter Begriff, der heute aber so weit gefasst wird, dass er konturlos und nichtssagend ist. Ursprünglich bedeutete „Nachhaltigkeit“ so viel wie: natürliche, nachwachsende Ressourcen nur so stark zu nutzen, dass sie dem Menschen langfristig Erträge liefern. Der Begriff stammt von dem Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz, der angesichts der massiven Abholzung von Wäldern für die Metallverhüttung 1713 eine „continuirlich beständige und nachhaltende Nutzung“ des Waldes forderte. Zu einem Schlagwort wurde der Begriff aber erst in den 1980er-Jahren mit der Veröffentlichung des Berichts der Weltkommis­sion für Umwelt und Entwicklung (WCED), die als Reaktion auf die zunehmende Umweltzerstörung seit Mitte der 1950er-Jahre mehrere große Nachhaltigkeitsziele definierte, unter anderem Armutsbekämpfung, wirtschaftlicher Aufschwung in den Entwicklungsländern und Schutz der Umwelt. Allerdings fehlte diesem Bericht ein klares Konzept, wie sich Nachhaltigkeit erreichen lässt. Zwar leitete man aus dem WCED-Bericht das sogenannte Drei-Säulen-Modell ab, nach dem Nachhaltigkeit auf den Stützen Ökologie, Ökonomie und Soziales beruht, doch zeigte sich, dass diese Aspekte nicht gleichrangig behandelt werden. So spielen bis heute wirtschaftliche Interessen oft eine größere Rolle als der Umweltschutz. Eine wichtige Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung ist, dass klar definiert wird, was eigentlich als schützenswert zu erachten ist. Experten verwenden in diesem Zusammenhang den Begriff des Naturkapitals. Darunter fallen alle Bestände natürlicher Güter, zum Beispiel des Erdbodens oder des Meeres, die Naturprodukte und Dienstleistungen wie zum Beispiel frische Luft oder Trinkwasser hervorbringen. Wie stark diese Naturgüter zu schützen sind, darüber gibt es bis heute entgegen­ge­setzte Vorstellungen. So unterscheiden Experten zwischen starker und schwacher Nachhaltigkeit. Nach dem Konzept der schwachen Nachhaltigkeit können verbrauchte Naturkapitalien prinzipiell unbegrenzt durch Sach- und Humankapital ersetzt werden. Nach der Idee der starken Nachhaltigkeit wiederum dürfen Naturkapitalien nur dann verbraucht werden, wenn sie sich durch gleichwertige Naturkapitalien ersetzen lassen. Um die Bedeutung verschiedener Naturkapitalien genauer zu ermitteln, analysieren Experten, welche verschiedenen Arten von Ökosystemleis­tungen sie erbringen. Dazu zählen zum Beispiel Aspekte wie die klimaregulierende Wirkung des Meeres sowie nicht direkt messbare Aspekte wie die Schönheit einer Landschaft. Vielerorts ist Naturka­pital heute durch Umweltzerstörung bedroht oder bereits vernichtet worden. Weitere Schäden zu ­vermeiden oder bereits geschädigte Gebiete wieder zu renaturieren kostet allerdings Geld. Oft werden daher in Kosten-Nutzen-Analysen verschiedene Schutzmaßnahmen gegeneinander abgewogen. Doch während man die Kosten meist leicht ermitteln kann, lässt sich der Nutzen mancher Ökosystemleis­tungen nur schwer beziffern – etwa der Erholungswert einer Landschaft. Um dennoch den ökonomischen Wert einer Ökosystemleistung einschätzen zu können, haben Fachleute daher verschiedene Wertekategorien definiert. Diese ergeben sich nicht nur aus der Nutzung des Naturkapitals, sondern auch aus dessen Vorhandensein. Das Naturkapital hat damit auch einen Existenzwert, der sich schlicht aus der Freude darüber ergibt, dass bestimmte Lebewesen oder Lebensräume existieren. Grundsätzlich mahnen Experten, vor allem kritische Naturkapitalien und Ökosys­tem­leistungen zu schützen. Das sind all jene, die für den Menschen existenziell wichtig sind – etwa spärliche Grundwasservorkommen in Trockengebieten.