- Bedrohung durch Klimawandel und Naturgefahren
- > Der Klimawandel wird die Küstenlebensräume gleich doppelt unter Druck setzen, nämlich durch die Erwärmung und Versauerung des Wassers. Die größte direkte Bedrohung für den Menschen aber ist der Meeresspiegelanstieg – viele Regionen dürften künftig häufiger überflutet werden. Weil die Küsten immer dichter besiedelt werden, könnten Naturgefahren in Zukunft zu Katastrophen führen. Es sein denn, moderne Warnsysteme begrenzen die Schäden.
Klimawandel und Naturgefahren bedrohen die Küsten
Wie stark die Folgen des Klimawandels für die Küstenlebensräume ausfallen werden, hängt in hohem Maße vom Kohlendioxidgehalt (CO2) in der Erdatmosphäre ab. Die direkte Folge des starken CO2-Ausstoßes ist die langsame Erwärmung der Atmosphäre, die eine Erwärmung insbesondere des Oberflächenwassers nach sich zieht, welches sich dann schlechter mit dem darunterliegenden kühleren und schwereren Wasser mischen kann. Dadurch gelangt weniger sauerstoffreiches Wasser in die Tiefe, was dort einen Sauerstoffmangel bewirken kann. Tiere wie Krebse, Muscheln oder Fische können in solchen Gebieten kaum mehr leben. Von der Erwärmung sind auch tropische Korallenarten betroffen. Derzeit geht man davon aus, dass etwa 20 Prozent durch die Erwärmung und andere Stressfaktoren wie etwa die Meeresverschmutzung unwiederbringlich zerstört und mindestens weitere 30 Prozent stark geschädigt sind. Bei anderen Meeresorganismen reagieren vor allem Eier und Larven empfindlich auf die Meereserwärmung. Beim nordostatlantischen Kabeljau etwa führt sie zum frühen Absterben. Künftig könnten die Erträge der wirtschaftlich bedeutenden Kabeljaufischerei in der Barentssee stark zurückgehen. Eine weitere Folge des Klimawandels ist die Versauerung der Meere. Dazu kommt es, weil sich zunehmend CO2 im Meerwasser löst und sich dadurch Säure bildet. Betroffen sind vor allem jene Meeresorganismen, die Kalkschalen oder -skelette bilden. Bei Korallen, Muscheln und Schnecken nimmt die Kalkbildung in versauertem Wasser je nach untersuchter Tiergruppe um 22 bis 39 Prozent ab. Andererseits weisen inzwischen Studien darauf hin, dass einige Meeresorganismen im Laufe von mehreren Generationen besser mit der Versauerung zurechtkommen können. Eine Gefahr für den Menschen stellt der durch den Klimawandel verursachte Anstieg des Meeresspiegels dar. Seit 1990 steigt er im Mittel jährlich um etwa 3 Millimeter, wobei sich diese Zunahme bei anhaltendem CO2-Ausstoß noch verstärken dürfte. Für das Jahr 2100 wird erwartet, dass der globale Meeresspiegel durchschnittlich um bis zu 1 Meter gestiegen sein wird. Neben den Folgen des Klimawandels gibt es auch eine Reihe natürlicher Gefahren, denen die Küsten ausgeliefert sind. Dazu zählen Erdbeben, Hangrutschungen oder Tsunamis sowie natürliche Klimaphänomene. Auf das Eintreten solcher Ereignisse hat der Mensch zwar keinen Einfluss, doch wurden eine Reihe technischer Lösungen entwickelt, um die Küstenbevölkerung so gut wie möglich zu schützen. Vielfach hat man dabei direkt aus vergangenen Unglücken Lehren ziehen können, wie etwa bei Tsunamis, die vor allem durch Erdbeben ausgelöst werden. Während Japan und die USA bereits seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts Warnsysteme aufgebaut haben, wurde im Indischen Ozean erst nach dem Tsunami von 2004 ein Warnsystem etabliert. Tsunamis können auch durch Hangrutschungen ausgelöst werden. Diese entstehen, wenn sich an Flanken größere Mengen von Sand oder Sediment lösen und in die Tiefe stürzen. In der Regel haben solche lokalen Ereignisse nicht die Fernwirkung einer erdbebenbedingten Tsunamiwelle. Allerdings sind Höhen von mehr als hundert Metern möglich. Küstenlebensräume können auch durch das Klimaereignis El Niño beeinträchtigt werden, das alle 3 bis 10 Jahre im tropischen Pazifik auftritt. Dieses kann zu starker Trockenheit in Südostasien und sintflutartigen Regenfällen in Südamerika führen. Zudem ändert sich die Wassertemperatur im Pazifik, wodurch die großen Fischbestände vor Südamerika einbrechen. Die Einbußen in der Fischerei sind beträchtlich.