Verschmutzung
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WOR 1 Mit den Meeren leben - ein Bericht über den Zustand der Weltmeere | 2010

Müll

Allgegenwärtig – der Müll im Meer

> Alljährlich gelangen große Mengen Müll ins Meer. Weil vor allem Plastik­reste besonders haltbar sind, nimmt die Masse ständig zu – mit oft tödlichen Folgen für eine Vielzahl von Meerestieren. Eine Gefahr geht möglicherweise auch von den mikroskopisch kleinen Abbauprodukten aus, die man erst in jüngster Zeit näher untersucht. An einer wirkungsvollen Strategie zur Eindämmung der Müllflut aber fehlt es bislang, obwohl das Problem nicht neu ist.

Die Top Ten der weltweit häufigsten Müllteile im Meer:

  1. Zigaretten/ Zigarettenfilter
  2. Tüten (Plastik)
  3. Lebensmittel-verpackungen
  4. Deckel/ Verschlüsse
  5. Getränkeflaschen (Plastik)
  6. Tassen, Teller, Gabeln, Messer, Löffel (Plastik)
  7. Glasflaschen
  8. Getränkedosen
  9. Strohhalme, Rührstäbchen (Plastik)
  10. Papiertüten

Die Herkunft des Abfalls

Wer nach einem Sturm einen Strandspaziergang macht, bekommt eine Ahnung davon, wie viel Müll in den Ozeanen treibt: Plastikflaschen, Fischkisten und Glühbirnen, Badelatschen, Fetzen von Fischernetzen und Bretter liegen verstreut im Sand. Der Anblick ist weltweit der gleiche, denn die Meere sind voll mit Abfällen. Die Mengen sind beträchtlich. So schätzte die National Academy of Scien­ces in den USA den jährlichen Eintrag in die Ozeane bereits 1997 auf rund 6,4 Millionen Tonnen. Die tatsächliche Menge des durch die Meere vagabundierenden Mülls ist aber schwer abzuschätzen, weil er ständig in Bewegung und daher kaum fassbar ist.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Abfall auf vielen Wegen ins Meer gelangt. Der größte Teil stammt vom Land. Der Müll wird mit Abwässern über die Flüsse ins Meer gespült oder von Müllkippen an der Küste ins Wasser geweht. Vielerorts lassen Badegäste ihre Abfälle achtlos am Strand liegen.
Auch die Schifffahrt trägt zur Vermül­lung der Meere bei. Dazu zählen Abfälle von Handels- und Sportschiffen, die über Bord geworfen werden oder versehentlich ins Wasser fallen, und vor allem auch verloren gegangene Fischernetze. Da der Müll zu einem großen Teil aus Plastik besteht, das im Wasser nur sehr langsam abgebaut wird und häufig Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte überdauert, wächst das Müllvolumen stetig.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass die Müllmenge in verschiedenen Meeresgebieten unterschiedlich groß ist. In vielen Bereichen zählten die Forscher zwischen 0 und 10 Plastikteilen pro Quadratkilometer. Im Ärmelkanal waren es zwischen 10 und 100 Teilen. In den Küstengewässern Indonesiens schließlich wurden je Quadratmeter 4 Müllteile gemessen – ein Vielfaches des Durchschnittswerts.
Doch nicht allein die Küsten sind betroffen, denn, getrieben durch Wind und Meeresströmungen, wandert der ausgesprochen langlebige Müll sehr weit. So findet man Müll heute selbst an entlegenen Stränden und auf unbewohnten Inseln.
1997 entdeckten Forscher, dass sich der treibende Müll mitten im Ozean sammelt – beispielsweise im Nordpazifik. Permanent rotieren dort gigantische Wassermengen in mehreren Hundert Kilometern breiten Wirbeln, die durch gleichmäßige Winde angetrieben werden. Hier endet die Weltreise des Plastikmülls. Der Abfall kreist ununterbrochen. Ständig kommt neuer Müll hinzu. Great Pacific Garbage Patch (Großer pazifischer Müllflecken) nennen Umweltforscher den Wirbel inzwischen. Bedenkt man, dass sich der Müll auf offener See, mehrere Tausend Kilometer vom Festland entfernt befindet, ist die Müllmenge erschreckend groß: Auf einem Quadratkilometer konnten Wissenschaftler fast eine Million Plastikteile nachweisen. Allerdings handelte es sich dabei meist um kleine Plastikbruchstücke, die mit feinmaschigen Netzen aus dem Wasser gefischt worden waren. Im Ärmelkanal und bei vielen anderen Studien hatten Forscher die Müllteile hingegen im Vorbeifahren vom Schiff aus gezählt.
Schon die treibenden Meeresmüllmengen sind beträchtlich. Rund 70 Prozent der Abfälle aber, so schätzt man, sinken früher oder später zu Boden. Zu den besonders betroffenen Gebieten zählen die Küstengewässer dicht besiedelter oder touristisch stark genutzter Regionen wie etwa Europa, die USA, die Karibik oder Indonesien. In europäischen Gewässern wurden auf dem Meeresboden pro Quadratkilometer bis zu 100 000 mit dem bloßen Auge sichtbare Müllteile gezählt. In Indonesien waren es sogar bis zu 690 000 Teile pro Quadratkilometer. In vielen Fällen ist der Müll harmlos. Immer wieder aber sterben Tiere daran, die am Meeresgrund nach Nahrung jagen – Robben oder Otter zum Beispiel, die sich von Fischen, Krebsen oder Seeigeln ernähren.
4.10 > Die Müllmenge nimmt in den Ozeanen beständig zu. Viele der Abfälle bauen sich nur langsam ab. Besonders haltbar sind Kunststoffflaschen oder Fischleinen aus Nylon. Zwar zerbrechen viele Plastikteile in kleinere Stückchen. Bis diese ganz verschwunden sind, vergehen aber Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte (Schätzwerte).
4.10 > Die Müllmenge nimmt in den Ozeanen beständig zu. Viele der Abfälle bauen sich nur langsam ab. Besonders haltbar sind Kunststoffflaschen oder Fischleinen aus Nylon. Zwar zerbrechen viele Plastikteile in kleinere Stückchen. Bis diese ganz verschwunden sind, vergehen aber Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte (Schätzwerte). © maribus (nach South Carolina Sea Grant Consortium, South Carolina Department of Health & Environmental Control; Ocean and Coastal Resource Management, Centers for Ocean Sciences Education Excellence Southeast; NOAA 2008)

Winzig klein und doch gefürchtet – Mikroplastik

Seit einigen Jahren konzentrieren sich Wissenschaftler zunehmend auf das, was vom Plastikmüll übrig bleibt, wenn er Wellen, Salzwasser und Sonnenstrahlung lange ausgesetzt war. Die Kunststoffe zerfallen in winzig kleine Plastikteilchen, das sogenannte Mikroplastik. Mikroplas­tik lässt sich heute weltweit vielerorts im Wasser, in Sänden und im Sediment am Meeresboden nachweisen. Die winzigen Partikel sind mit 20 bis 50 Mikrometer kleiner als der Durchmesser eines Haares. Meeresorganismen wie etwa Muscheln filtern diese Partikel aus dem Wasser. In Experimenten konnte nachgewiesen werden, dass sich das Mikroplastik nicht nur im Magen der Schalentiere sammelt, sondern im Gewebe und sogar in der Körperflüssigkeit anreichert. Noch ist unklar, welche Konsequenzen das hat. Da viele Kunststoffe giftige Zusätze wie Weichmacher, Lösemittel oder andere chemische Substanzen enthalten, wird befürchtet, dass Mikroplastik zur Vergiftung von Meereslebewesen und über die Nahrungskette möglicherweise auch des Menschen führen könnte.

Die stillen Fänger – Geisternetze

Eine besondere Bedrohung für Meereslebewesen sind sogenannte Geisternetze. Dabei handelt es sich um Netze, die beim Fischen abgerissen und verloren gegangen sind, oder um beschädigte Altnetze, die absichtlich über Bord geworfen wurden. Solche Netze können noch für Jahre im Meer treiben. Sie sind eine Gefahr für Fische, Schildkröten, Delfine und andere Organismen, die darin hängen bleiben und verenden. In dem schwebenden Wirrwarr verfangen sich weitere Netze, Fangleinen oder andere Müllteile, sodass die Geisternetze mit der Zeit zu Flößen von vielen Hundert Metern Durchmesser anwachsen können. Manche Netze sinken auf den Meeresboden ab und können dort beträchtlichen Schaden anrichten. Getrieben von der Strömung, können sie Korallen abreißen und andere Lebensräume, wie zum Beispiel Wälder aus Meeresschwämmen, schädigen.

Die Folgen der Vermüllung für den Menschen

Lange hielt man den Müll in den Meeren für ein rein ästhetisches Problem. Allein die Seebäder bekämpften den Müll, indem sie regelmäßig die Abfälle vom Strand räumten. Doch in dem Maße, wie die Müllmassen wuchsen, nahmen die Probleme zu. Wie die Menge des Mülls selbst lassen sich auch seine Folgekosten nur schwer quantifizieren. In einer Studie aber konnten britische Forscher zeigen, dass die Konsequenzen der Vermüllung für den Menschen und insbesondere die Küstengemeinden durchaus ernst sind. Zu den wichtigsten Folgen zählen:
  • Gesundheitsrisiken für den Menschen: Verletzungsgefahr durch Glasscherben, angespülte Spritzen oder Chemikalien;
  • steigende Kosten für die Säuberung von Stränden, Häfen oder Meeresabschnitten und Folgekosten durch Bereitstellen von Installationen für die Entsorgung;
  • abschreckende Wirkung auf Touristen, insbesondere wenn Küstenabschnitte als verschmutzt gebrandmarkt sind – die Folge sind Einbußen im Fremdenverkehrsgeschäft;
  • Schäden an Schiffen: zerbeulte Rümpfe, abgerissene Anker, Schiffsschrauben, die sich in Netzresten oder Leinen verfangen;
  • Schäden für die Fischerei: zerrissene Netze, verschmutz-te Reusen, verschmutzte Fänge; die Menge des gefangenen Fisches kann durch mit Müll verstopfte Netze abnehmen;
  • Schäden für die Landwirtschaft entlang der Küsten: verschmutzte Felder, Raine und Zäune durch zahlreiche herangewehte Plastik- und Müllteile aus dem Meer; Vergiftung von Vieh durch Fressen von Plastikteilen, Tüten.
4.11 > Eine Suppenschildkröte hat sich im Komoren-Archipel im Indischen Ozean in einer Plastiktüte verfangen. Zum Verhängnis wird diesen Tieren der Abfall, wenn sie sich darin so verheddern, dass sie nicht mehr zum Atmen auftauchen können.
4.11 > Eine Suppenschildkröte hat sich im Komoren-Archipel im Indischen Ozean in einer Plastiktüte verfangen. Zum Verhängnis wird diesen Tieren der Abfall, wenn sie sich darin so verheddern, dass sie nicht mehr zum Atmen auftauchen können. © Pierre Huguet/Biosphoto

Die Folgen der Vermüllung für die Tiere

Geradezu katastrophal wirkt sich die große Menge an Müll auf Meerestiere aus. Seevögel, wie etwa Albatrosse oder Eissturmvögel, picken Plastikteile von der Wasser­oberfläche, verschlucken diese und verfüttern sie oftmals sogar an ihre Jungen. Nicht selten verhungern die Tiere, weil sich ihr Magen statt mit Nahrung mit Müll füllt. Untersuchungen des Mageninhalts von Seevögeln haben gezeigt, dass 111 von 312 Seevogelarten Plastikteile zu sich nehmen. Zum Teil hatten 80 Prozent aller Vögel einer Art Abfälle geschluckt.
In einer anderen Studie wurden 47 Nordseeschweinswale untersucht. Zwei Individuen hatten Nylonfäden und Plastikteile verschluckt. In anderen Fällen kann der Abfall sogar zur tödlichen Falle werden. So verheddern sich Delfine, Schildkröten, Seehunde oder Seekühe in Netzresten oder Schnüren. Manche Tiere ertrinken. Andere tragen Verkrüpplungen davon, weil Plastiknetze und -fäden oder Gummiringe das Wachstum der Gliedmaßen oder des Körpers behindern.
Und noch eine Gefahr geht vom Plastikmüll aus: Da die unverwüstlichen Abfälle Tausende von Seemeilen über das Meer treiben und viele Jahre alt werden können, stellen sie für viele Meerestiere ideale Flöße dar. Fremde Arten können auf ihnen ganze Ozeane überqueren und Distanzen überbrücken, die sonst unüberwindlich wären. Der Plastikmüll kann damit zur Verschleppung von Arten in neue Lebensräume beitragen. In einzelnen Fällen kann dadurch das Gleichgewicht eines Habitats aus den Fugen geraten (Kapitel 5).
4.12 > Im Great Pacific Garbage Patch zwischen Hawaii und Nordamerika kreisen Unmengen von Müll. Viele Plastikteile trieben Tausende von Kilometern über das Meer, ehe sie vom Wasserwirbel eingefangen wurden.
4.12 > Im Great Pacific Garbage Patch zwischen Hawaii und Nordamerika kreisen Unmengen von Müll. Viele Plastikteile trieben Tausende von Kilometern über das Meer, ehe sie vom Wasserwirbel eingefangen wurden. © maribus

4.13 > Vom Müll im Meer sind auch die Laysanalbatrosse im Pazifik betroffen, die beim Fischen versehentlich Plastik­teile verschlucken. Fein säuberlich hat der Fotograf angespülte Abfälle arrangiert. Derartige Gegenstände findet man typischerweise im Magen der Albatrosse. Viele Vögel verenden daran. © Frans Lanting/Agentur Focus 4.13 > Vom Müll im Meer sind auch die Laysanalbatrosse im Pazifik betroffen, die beim Fischen versehentlich Plastik­teile verschlucken. Fein säuberlich hat der Fotograf angespülte Abfälle arrangiert. Derartige Gegenstände findet man typischerweise im Magen der Albatrosse. Viele Vögel verenden daran.

Einsicht ist der erste Weg zur Besserung

Nur langsam setzt sich die Einsicht durch, dass der Meeresmüll ein ernst zu nehmendes Problem ist. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (United Nations En­vi­ron­ment Programme, UNEP) bemüht sich daher, durch intensive Öffentlichkeitsarbeit auf die gefährliche Situation aufmerksam zu machen. Das Programm ist vor allen Dingen bemüht, die Lage auf regionaler Ebene in Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen und staatlichen Behörden zu verbessern. Dazu gehören Praktiken und Regelungen, die in Westeuropa zum Teil bereits selbstverständlich sind: Systeme für die Mülltrennung und das Recycling sowie Flaschenpfand. So zeigen diverse Müll­erfassungen deutlich, dass der Abfall in der Nordsee weniger vom Land als vielmehr vom Schiffsverkehr stammt. In vielen Staaten ist die Situation anders. Hier wird Müll oftmals unachtsam in die Umwelt entsorgt und früher oder später ins Meer gespült. Der Schiffsverkehr spielt dort eine eher kleine Rolle. Daher weist das UNEP nachdrücklich auf die Bedeutung effizienter Müllmanagement­systeme hin.
Darüber hinaus unterstützt das UNEP medienwirksame Müllsammelaktionen, wie etwa das jährliche International Coastal Cleanup (ICC), die Internationale Küstensäuberung. Weltweit sammeln Ehrenamtliche und vor allem Kinder und Jugendliche den Müll an Stränden und Ufern auf. Das Ziel ist, vor allem bei jungen Menschen ein Bewusstsein für das globale Meeresmüllproblem zu schaffen. Allein im Jahr 2009 beteiligten sich am ICC immerhin rund 500 000 Menschen aus knapp 100 Nationen. Bevor man den gesammelten Abfall an Land entsorgt, wird jedes Einzelteil protokolliert. Zwar werden die Daten von Laien erfasst und sind damit durchaus fehlerbehaftet. Dennoch liefert der International Coastal Cleanup alljährlich einen recht detaillierten Eindruck des Müllstatus weltweit.
Überhaupt ist die Erfassung von Abfällen im Meer, das regelmäßige Monitoring, ein wichtiges Werkzeug, um abschätzen zu können, wie sich die Situation entwickelt. In verschiedenen Regionen der Welt werden die Müllfunde an der Küste bereits seit vielen Jahren von geschulten Personen protokolliert. Für den Bereich des Nordost­atlantiks etwa gibt es bereits seit zehn Jahren einheitliche Erfas­­sungsstandards, die die Mitgliedsländer der Oslo-Paris-Konvention (OSPAR) zum Schutz der Meeresumwelt vereinbart haben. Demnach wird drei- bis viermal jährlich an rund 50 verschiedenen Orten am Nordostatlantik ein je 100 Meter breiter Küstenstreifen abgesucht. Die Erkenntnis, dass der Müll in der Nordsee vor allem aus der Schifffahrt stammt, ist diesem Monitoring zu verdanken.

Vereinbarungen mit geringer Schlagkraft

Seit einigen Jahren versucht man die Müllflut mit internationalen Vereinbarungen einzudämmen. Dazu zählt unter anderem das Internationale Übereinkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung (MARPOL 73/78). In An­­hang V schreibt es der Schifffahrt seit 1988 vor, welche Abfälle an Bord gesammelt werden müssen. Laut MARPOL dürfen beispielsweise Speisereste nur außerhalb der 12-Seemeilen-Zone entsorgt werden. Plastikmüll darf nicht über Bord geworfen werden. Die EU-Richtlinie über Ha­­fenauffangeinrichtungen für Schiffsabfälle und Ladungsrückstände wiederum schreibt Schiffen vor, Abfälle im Hafen zu entsorgen. Häfen sind verpflichtet, dafür adäquate Müllsammelstellen einzurichten. Die Schiffseigner müs­sen sich über eine Gebühr an den Kosten beteiligen. Entsorgt ein Schiffsführer die Abfälle nicht, können die Hafenbehörden den nächsten Zielhafen des Schiffs informieren, wo dann eine Überprüfung des Schiffs angeordnet werden kann. Kritiker bemängeln, dass die Überprüfung der Schiffe und die Kommunikation zwischen den Häfen nicht ausreichend ist. Die Tatsache, dass die Müllmengen an der Nordseeküste bislang nicht abgenommen haben, spricht ebenfalls dafür, dass die internationalen Vereinbarungen nicht schlagkräftig genug sind. Anhang V des MARPOL-Übereinkommens wird daher überarbeitet. Gegen die Müllmengen, die von Land ins Meer gelangen, können die Vereinbarungen ohnehin nichts ausrichten. Besserung erhofft man sich von der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie, mit der die EU den Meeresumweltschutz bis zum Jahr 2020 verbessern will. Neben Aspekten wie der Meeresverschmutzung durch Schadstoffe oder der Lärmbelastung von Meeressäugern behandelt die Richtlinie auch das Thema Müll. Bis zum Jahr 2012 wird die momentane Situation analysiert, bis 2015 soll ein Maßnahmenkatalog verabschiedet werden. 2020 sollen dann alle Maßnahmen umgesetzt sein.

Der künftige Kampf gegen den Müll

Experten sind sich darin einig, dass man die Vermüllung der Meere nur stoppen kann, wenn man den Eintrag von Land eindämmt. Im Sinne des UNEP werden viele Staaten dafür wirksame Müllvermeidungs- und Müllmanagementpläne entwickeln müssen. Angesichts der gigantischen Müllmengen erscheint das heute fast aussichtslos. Vielversprechend ist daher der Ansatz der Umweltbildung und -erziehung. Die Popularität des International Coastal Cleanup lässt hoffen, dass sich weltweit die Einsicht durchsetzt, Müll vermeiden zu müssen. Was das Problem der Geisternetze betrifft, mahnt das UNEP stärkere Kontrollen an. Fischer sollen demnach überprüft werden und über den Verbleib ihrer Netze Buch führen müssen. Darüber hinaus arbeitet man an der Entwicklung von akustisch reflektierenden Netzen, die beispielsweise von Delfinen besser wahrgenommen werden können. Erfreulich ist auch das Konzept Fishing for Litter, das sich derzeit in Schottland und Skandinavien etabliert. Fischer und Hafenbehörden haben sich zusammengetan, um Müll, der beim Fischfang in den Netzen hängen bleibt, an Land zu entsorgen. Statt den Müll ins Meer zurückzuwerfen, wird er an Bord gesammelt und schließlich im Hafen abgeliefert. Inzwischen arbeitet man an Anlagen, mit denen Netzreste recycelt werden sollen. Damit wird deutlich, dass sich das globale Müllproblem vermutlich nur durch viele Einzelmaßnahmen lösen lässt. Ohne ein weltweites Engagement der Menschen wird das freilich nicht möglich sein. Textende