Hoffnung für den Ozean
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WOR 4 Der nachhaltige Umgang mit unseren Meeren – von der Idee zur Strategie | 2015

Hoffnung für den Ozean

Hoffnung für den Ozean
> Das Ausmaß der Verschmutzung und Zerstörung von Meereslebensräumen könnte mutlos machen. Allerdings gibt es heute auch zahlreiche Beispiele dafür, wie sich Meere schützen und nachhaltig nutzen lassen – sowohl durch internationale Abkommen als auch durch Maßnahmen vor Ort. Ermutigend ist ebenfalls, dass die Vereinten Nationen den Meeresschutz zu einem der großen Entwicklungsziele für die Zukunft erklärt haben.
Fahrplan für eine nachhaltige Zukunft? © Nick Cobbing

Fahrplan für eine nachhaltige Zukunft?

> Eine umfassende nachhaltige Nutzung unserer natürlichen Ressourcen ist eine der großen Herausforderungen für die Zukunft. Daher bereiten die Vereinten Nationen derzeit eine Agenda mit 17 nachhaltigen Einwicklungszielen vor, die die Marschroute bis zum Jahr 2030 vorgeben soll. Eines dieser Ziele ist die schonende Nutzung der Meere. Ob man sich diesem Ideal annähern kann, wird aber vom Engagement einzelner Staaten abhängen.

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Meeresschutz ist möglich © Kimberley Coole/Lonely Planet/Getty Images

Meeresschutz ist möglich

> Weltweit wurden bis heute diverse Abkommen zum Meeresschutz und zur nachhaltigen Nutzung der marinen Ressourcen erfolgreich umgesetzt. Dabei wird allerdings deutlich, dass in erster Linie jene Schutzmaßnahmen ergriffen werden, die geringe Kosten verursachen. Um den Meeresschutz stärker voranzutreiben, sind alle Teile der Bevölkerung aufgerufen, ihn aktiv einzufordern und erfolgreich durchzusetzen.

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Wie Meeresschutz funktionieren kann

Trotz der vielen schlechten Nachrichten zum Zustand der Ozeane gibt es inzwischen positive Beispiele, wie sich Meeresschutz und eine nachhaltige Nutzung des Meeres verwirklichen lassen. Dazu zählt beispielsweise die Entscheidung der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO), die Schadstoffgrenzwerte für Schiffsabgase zu verschärfen. Demnach soll bis zum Jahr 2020 weltweit der Schwefelgehalt des Schweröls sinken. Darüber hinaus wurden Seegebiete definiert, in denen noch strengere Vorgaben gelten. Dabei handelt es sich um dicht befahrene Verkehrswege, auf denen Schiffe erheblich zur Luftverschmutzung an den Küsten beitragen. Zu diesen zählen heute der Ärmelkanal, die Nord- und Ostsee oder auch die kanadischen und US-amerikanischen Küstengewässer. Als erfolgreich ist auch das Walfangmoratorium zu bewerten, das 1986 in Kraft trat. Mit ihm kam die kommerzielle Bejagung von Großwalen zum Erliegen. Zwar jagen Island, Japan und Norwegen auch heute noch, doch ist die Zahl der getöteten Wale seitdem deutlich gesunken. Dass sich Staaten sogar trotz nationaler Eigen­interessen einigen können, zeigt die neue Gemeinsame Fischereipolitik (GFP) der Europäischen Union. Viele Jahre lang war die EU-Fischereiflotte über­dimensioniert. Politiker sprachen sich vor allem in strukturschwachen Gebieten vehement dagegen aus, die Fischerei zu beschränken, um keine Wählerstimmen zu verlieren. Entsprechend legten die EU-Fischereiminister jedes Jahr Fangmengen fest, die deutlich über den von Wissenschaftlern empfohlenen Höchstwerten lagen. Somit wurden nach und nach viele Fischbestände in den EU-Gewässern überfischt. Mit der neuen GFP richtet die EU die Fangmengen künftig nach dem maximalen nachhaltigen Ertrag (maximum sustainable yield, MSY) aus. Der MSY entspricht der größtmöglichen Fangmenge, die langfristig entnommen werden kann, ohne die Produktivität des Bestands zu reduzieren. Damit können sich die Fischbe­stände erholen und optimal genutzt werden. Zwar gibt es derzeit noch Dis­kussionen, wie die neue Fischereipolitik im Alltag umgesetzt werden soll, doch ein Anfang ist gemacht. Will man einen besseren Schutz der Meeresumwelt und eine nachhaltige Nutzung von Meeresressourcen erreichen, müssen die verschiedenen Arten der Nutzung und der Schutz der Meeresumwelt ­besser aufeinander abgestimmt werden. Ein wichtiges Instrument dafür ist die Meeresraumplanung (Marine Spatial Planning, MSP). Mit ihr lassen sich verschiedene Vorstellungen über die Nutzung eines Meeresgebietes in Einklang bringen. Wirtschaftliche Tätigkeiten wie die Fischerei, der Bau von Offshore-Windanlagen, die Gewinnung von Kies und Bausand durch Baggerarbeiten, der Schiffsverkehr oder auch die Ölförderung müssen gegen andere Nutzungen wie Freizeit und Erholung und nicht zuletzt den Meeresschutz abgewogen werden. Deutschland liefert mit seinem Raumordnungsgesetz ein Beispiel dafür, wie verschiedene Interessen verbindlich miteinander abgestimmt werden. Nach wie vor gilt, dass sich Meeresschutz vor allem auch dann erreichen lässt, wenn Menschen selbst aktiv werden. Eine gut informierte und für das Meer sensibilisierte Öffentlichkeit kann den nötigen Druck erzeugen, um politische Änderungen zu bewirken. Dazu ist aber auch vielerorts nötig, Menschen in Hilfsprojekten bei der nachhaltigen Bewirtschaftung ihres Lebensraumes zu unterstützen. Dieser Aufbau von Kompetenz (Capacity Building) wird heute von höchster Stelle gefordert und ist in den neuen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen festgeschrieben, einer neuen globalen Nachhaltigkeits­agenda für die Zeit bis 2030. Ermutigend ist, dass man den Meeresschutz mit dieser Agenda erstmals zu einem bedeutenden globalen Ziel erhoben hat.