Aquakultur
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WOR 2 Die Zukunft der Fische - die Fischerei der Zukunft | 2013

Proteinlieferant für die Welt

Aquakultur – Proteinlieferant für die Welt

> War die Aquakultur in den 1970er Jahren noch relativ unbedeutend, so ist sie heute fast genauso produktiv wie die Meeresfischerei. Heute werden rund 600 Tierarten in Aquakultur gehalten. Je nach Region werden bestimmte Spezies bevorzugt. Fachleute gehen davon aus, dass die Fischzucht künftig für die Ernährung der Menschheit immer wichtiger wird, denn im Vergleich zur Schweine- oder Rindermast ist sie klar im Vorteil.

4.1 > In keinem anderen Bereich der Lebensmittelproduktion wurden in den vergangenen 40 Jahren so hohe Zuwachsraten erzielt wie in der Aquakultur.  © nach Hall et al. (2011)

4.1 > In keinem anderen Bereich der Lebensmittelproduktion wurden in den vergangenen 40 Jahren so hohe Zuwachsraten erzielt wie in der Aquakultur.

Fisch für 9 Milliarden Menschen

Die Weltbevölkerung wächst rasend schnell. Im Jahr 1950 lebten 2,5 Milliarden Menschen auf der Erde. 2012 waren es bereits 7 Milliarden. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wird die 9-Milliarden-Marke gegen Mitte dieses Jahrhunderts erreicht. Mit der Zunahme der Bevölkerung wächst auch der Bedarf an Nahrungsmitteln. Fisch ist weit verbreitet, erschwinglich und gesund. Er liefert hochwertiges Eiweiß. Es steht außer Frage, dass daher künftig immer mehr Fisch nachgefragt wird. Bedenkt man, dass die Menge des wild gefangenen Meeresfischs in den vergangenen Jahren nicht mehr zugenommen hat, bleibt allerdings nur ein Ausweg: Künftig muss die Fischzucht, die Aquakultur, die steigende Nachfrage decken. Ob sie das leisten kann, versuchen derzeit viele Forscher in der ganzen Welt zu beantworten. Lange spielte die Aquakultur in der weltweiten Fischproduktion eine eher untergeordnete Rolle, doch nicht zuletzt aufgrund des enormen Bevölkerungswachstums in Asien und der verstärkten Nachfrage hat sich die Fischzucht in den vergangenen 20 Jahren vervielfacht. Heute ist die Aquakultur von enormer Bedeutung für die Ernährung der Menschen. In China, Bangladesch oder Indonesien zum Beispiel liefert sie einen großen Teil des konsumierten tierischen Proteins. Weltweit wurden im Jahr 2010 fast 60 Millionen Tonnen Fisch, Muscheln und Krebse gezüchtet. Dabei wird die Aquakulturproduktion im Meer, im Brackwasser und im Süßwasser zusammengezählt. Damit hat die Aquakultur inzwischen rund drei Viertel der Menge an wild gefangenem Meeresfisch und Meeresfrüchten erreicht. Diese betrug im Jahr 2011 78,9 Millionen Tonnen. Keine andere Lebensmittelbranche ist in den vergangenen Jahrzehnten so stark gewachsen wie die Aquakultur. Zwischen 1970 und 2008 hat die Produktion weltweit jedes Jahr um durchschnittlich 8,4 Prozent zugenommen: deutlich stärker als die Geflügelzucht und die Eierproduktion, die nach der Aquakultur am stärksten wachsen.

4.2 > Asien ist mit Abstand die wichtigste Aquakulturregion. Dargestellt ist die Höhe der Aquakulturproduktion der Top-Ten-Produzenten weltweit. Nicht berücksichtigt ist die Menge der in Aquakultur gezüchteten Algen und der Aquakulturprodukte, die nicht als Lebensmittel verwendet werden. © nach FAO (2012)

4.2 > Asien ist mit Abstand die wichtigste Aquakulturregion. Dargestellt ist die Höhe der Aquakulturproduktion der Top-Ten-Produzenten weltweit. Nicht berücksichtigt ist die Menge der in Aquakultur gezüchteten Algen und der Aquakulturprodukte, die nicht als Lebensmittel verwendet werden.

Asien – Begründer der Fischzucht

Die Aquakultur ist nicht in jedem Land oder jeder Region gleich wichtig. In Mitteleuropa etwa wird zumeist wild gefangener Fisch bevorzugt. In China hingegen ist die Aquakultur weit verbreitet und hat dort eine jahrtausende- alte Tradition, die mit der Domestizierung des Karpfens begann. Bis heute ist China unangefochten die wichtigste Aquakulturnation. Dort wuchs die Aquakulturproduktion seit 1970 jährlich im Schnitt um 10 Prozent, wobei sich das Wachstum zuletzt auf etwa 6 Prozent verlangsamt hat. Heute kommen 61 Prozent der weltweiten Produktion aus China. Ganz Asien bringt es auf 89 Prozent der Weltproduktion. Berücksichtigt wird dabei die Fischzucht an Land und im Meer. Entsprechend gering ist der Anteil der anderen Regionen. Europa und Amerika erzeugten 2010 jeweils etwa 2,5 Millionen Tonnen, Afrika knapp 1,3 Millionen Tonnen und Ozeanien nur etwa knapp 200 000 Tonnen. Lange Zeit diente die Aquakultur in vielen asiatischen Ländern vor allem der Ernährung der einheimischen Bevölkerung. In Ländern wie Thailand oder Vietnam ist es Tradition, Fische in den meist wadentief gefluteten Reisfeldern zu züchten; viele Menschen dort angeln sich ihr Mittag- oder Abendessen aus dem Reisfeld nebenan. Diese weitverbreitete, zahlenmäßig aber nicht erfasste bäuerliche Fischzucht macht es schwierig, die Menge der gesamten Aquakulturproduktion richtig einzuschätzen. Experten gehen davon aus, dass die Produktionsmenge einiger asiatischer Staaten daher noch größer ist als in den Statistiken angegeben. Sicher hingegen ist, dass die Aquakultur in den einzelnen asiatischen Staaten ungleich stark entwickelt ist. Die 10 größten Produzenten in Asien bringen es allein auf 53 Millionen Tonnen. Das sind immerhin 86 Prozent der weltweiten Aquakulturproduktion. Alle übrigen asiatischen Staaten zusammen erreichen nur ungefähr 1,5 Millionen Tonnen. Dort wird Zuchtfisch bis heute lediglich in kleinem Maßstab für den Eigenverbrauch genutzt.

Gemächliches Wachstum in Amerika und Europa

In Amerika und Europa wuchs die Aquakultur zwischen 1970 und 2000 jedes Jahr um 4 bis 5 Prozent. Seitdem nimmt die Produktion moderat um 1 bis 2 Prozent jährlich zu. In Amerika ist Chile die wichtigste Aquakultur-Nation. Hier wurden in den vergangenen 20 Jahren große Lachszuchtfarmen aufgebaut. Chile lieferte 2010 aus seiner Aquakultur gut 700 000 Tonnen Fisch, zumeist Lachs. Zweitgrößter amerikanischer Produzent sind die USA mit knapp 500 000 Tonnen Fisch. Norwegen ist mit rund 1 Million Tonnen Zuchtfisch wichtigster europäischer Produzent. Spanien folgt mit gut 250 000 Tonnen; an dritter Stelle kommt Frankreich mit 220 000 Tonnen. Gezüchtet werden in Europa vor allem Lachse, Regenbogenforellen, Aale und Karpfen.

Aquakultur – eine Perspektive für Afrika?

Interessant ist vor allem die Entwicklung in Afrika. Zwar lag dort die Aquakultur-Produktion 2010 nur bei knapp 1,3 Millionen Tonnen, dennoch erwarten Fachleute, dass sich die Fischzucht in Afrika weiter etablieren wird. Damit ließen sich auf relativ einfache Weise große Mengen wertvollen Proteins für die wachsende Bevölkerung erzeugen. Vorreiter ist Ägypten, wo im Nildelta große Mengen an Buntbarschen, sogenannte Tilapien, sowie Meeräschen und Welse gezüchtet werden. Darüber hinaus wird sich die Aquakultur vor allem überall dort entwickeln, wo Fisch zwar ein traditionell geschätztes Lebensmittel ist, sich der Bedarf der wachsenden Bevölkerung aber nicht allein mit Wildfisch decken lässt. Gerade in städtischen Ballungsgebieten zwingt der Mangel an Wildfisch zum Umdenken. So haben in der nigerianischen Hauptstadt Lagos die Menschen in der Lagune am Golf von Guinea schon immer für den Eigenbedarf Welse gezüchtet, doch nun zeigen sich dort Anfänge einer kommerziellen Aquakultur, die sich künftig weiter herausbilden wird. Ähnlich ist die Entwicklung in Accra, der Hauptstadt Ghanas, und Lusaka, der Hauptstadt Sambias. In Sambia oder Uganda engagieren sich zunehmend klein- und mittelständische Unternehmen, um dort kommerziell Aquakultur in größerem Stil zu betreiben. Experten loben diese Ansätze, denn nur so lasse sich genug Fisch bereitstellen, um den einheimischen Markt einigermaßen versorgen zu können. Auch in Ländern wie Südafrika gibt es aktuell großes Interesse an einem intensiven Ausbau der Fischzucht. Seit etwa 5 Jahren engagiert sich dort ein nationaler Aquakulturverband, der Aquakulturbetriebe aufbaut. Die dabei angewandte Technik wird in andere afrikanische Länder exportiert; allerdings wird die Einfuhr der Anlagen teils noch durch exorbitant hohe Importzölle erschwert. In vielen anderen Regionen Afrikas jedoch ist man von der Aquakultur noch weit entfernt. Aus diesem Grund versuchen seit einigen Jahren Nichtregierungsorganisationen (NGOs, non-governmental organisations), die Aquakultur in einzelnen Gemeinden zu fördern. Abgesehen von einigen wenigen Ländern steht Afrika auf dem Gebiet der Aquakultur noch am Beginn, und das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Es dürfte noch mindes­tens 10 Jahre dauern, bis sich die Produktion des Kontinents nennenswert steigert. Aber vermutlich wird die Aquakultur, selbst wenn sie stark expandieren sollte, leider kaum mit dem Bedarf der schnell wachsenden Bevölkerung mithalten können.
4.3 > Meerwasser, Brackwasser und Süßwasser – in allen Sparten ist die Aquakultur- Produktion in den vergangenen 30 Jahren stark gestiegen.
4.3 > Meerwasser, Brackwasser und Süßwasser – in allen Sparten ist die Aquakultur- Produktion in den vergangenen 30 Jahren stark gestiegen. © nach FAO (2012)

Von Lachs bis Pangasius – die Produkte der Aquakultur

Weltweit werden in der Aquakultur rund 600 Arten gehalten. Je nach Tradition und Vorlieben sind in den einzelnen Regionen der Erde bestimmte Tiere gefragt. Gezüchtet werden Fische, Krebse, Muscheln, Amphibien (Frösche), wasserbewohnende Reptilien, Seegurken, Quallen und Seescheiden (fleischige, am Boden lebende Organismen, die das Wasser filtern). In China werden insbesondere Muscheln und Karpfen gezüchtet, letztere schon seit mehreren Jahrtausenden. Auch im übrigen Asien ist der Karpfen ein beliebter Zuchtfisch. Hier finden sich außerdem Weißfische, Welse und Shrimps, aber auch Garnelen, die heute überallhin exportiert werden. Ein beliebter asiatischer Exportfisch ist seit einigen Jahren auch der Pangasius, von dem es mehrere Arten gibt. Diese Welse liefern grätenarmes, weißes Fleisch mit neutralem Eigengeschmack. Ursprünglich hatte man für die Aufzucht Jungfische in der Natur fangen müssen. Anfang der 1990er Jahre jedoch gelang es in einem französisch-vietnamesischen Zuchtprojekt, zwei Pangasius-Arten in Gefangenschaft zu vermehren. Erst dadurch wurde es überhaupt möglich, die Fische massenhaft zu züchten, sodass an einen Export in großem Stil zu denken war. Heute ist Pangasius ein Exportschlager. In Europa hingegen werden vor allem Salmoniden, zu denen Lachse und Forellen zählen, sowie Steinbutt und Muscheln gezüchtet. Karpfen und andere Weißfische hingegen werden nur in kleinen Mengen gezüchtet. In den vergangenen 10 Jahren hat sich im Mittelmeerraum, insbesondere in Griechenland, Italien und der Türkei, die Zucht von Wolfsbarsch, Zahn- und Goldbrasse ausgeweitet, die vor allem in Netzkäfigen in Meeresbuchten betrieben wird. Auch in Südamerika sind die Salmoniden die wichtigste Gruppe der Zuchtfische, vor allem in Chile. Es folgen zu gleichen Teilen Shrimps und Garnelen sowie Muscheln. In Nordamerika, insbesondere in Kanada, werden Shrimps und Garnelen, Welse, Muscheln und Salmoniden gezüchtet. In Afrika sind Tilapien, Welse und andere Weißfische von besonderem Interesse. In Ozeanien überwiegen Shrimps und Garnelen.

4.4 > Weltweit betrachtet ist der Karpfen der wichtigste Fisch der Aquakultur. © nach Hall et al. (2011), FAO Fishstat 4.4 > Weltweit betrachtet ist der Karpfen der wichtigste Fisch der Aquakultur.

Algen für Asien

Die Zucht von Algen ist weniger verbreitet als die von Tieren. Weltweit wird sie nur in etwa 30 Ländern praktiziert, insbesondere in Asien. Kultiviert werden meist große Algen wie etwa der mehrere Meter lange Seetang Kombu (Laminaria japonica), der aus Japan stammt und heute vor allem an der chinesischen Küste im Salz- und Brackwasser angebaut wird. Kombu wird häufig als Suppeneinlage verwendet. Zwar war die Menge der kultivierten Algen im Jahr 2010 mit rund 19 Millionen Tonnen deutlich kleiner als die der gezüchteten Tiere, dennoch ist die Algenproduktion in den vergangenen Jahren ähnlich stark gewachsen wie die tierische Aquakultur – mit jährlich durchschnittlich 9,5 Prozent in den 1990er Jahren und 7,4 Prozent im vergangenen Jahrzehnt. 1990 lag die weltweite Algenerzeugung noch bei 3,8 Millionen Tonnen. Die wichtigsten Anbaugebiete sind China (58,4 Prozent der weltweiten Produktion), Indonesien (20,6 Prozent) und die Philippinen (9,5 Prozent). Ein Großteil der produzierten Algen geht in die Kosmetikindustrie, die chemi-sche Industrie und die Lebensmittelindustrie. Nur einen geringeren Teil konsumieren die Menschen direkt, zum Beispiel als Suppengrundlage. Von Bedeutung sind auch die tropischen Algengattungen Eucheuma und Kappaphycus, die im gesamten Indopazifik zwischen der Insel Sansibar und den Philippinen geerntet werden. Sie bieten Fischern ein zusätzliches Einkommen und werden unter anderem in der Chemie, Medizin und Biologie zur Herstellung eines Bakteriennährmediums verwendet.
4.5 > Fische setzen Futter wesentlich besser in Körpermasse um als Vögel oder Säugetiere. Pro Kilogramm Futter liefern Fische deutlich mehr Masse.
4.5 > Fische setzen Futter wesentlich besser in Körpermasse um als Vögel oder Säugetiere. Pro Kilogramm Futter liefern Fische deutlich mehr Masse. © nach Smil (2001) und Hall et al. (2011)

Die Schwächen und Stärken der Aquakultur

Die Aquakultur wurde in den vergangenen Jahren häufig kritisiert. Sie gilt bis heute aus verschiedenen Gründen als problematisch. Nährstoffe und Fischkot aus intensiv bewirtschafteten Fischfarmen können zur Überdüngung von Gewässern wie zum Beispiel Flüssen oder Buchten führen. Bemängelt wurde außerdem, dass die in Massentierhaltung und auf maximalen Ertrag gezüchteten Fische krankheitsanfälliger als ihre wild lebenden Artgenossen sind. Gerade in Shrimpsfarmen in Südostasien werden zur Krankheitsbekämpfung Antibiotika oder andere Medikamente eingesetzt – mit unabsehbaren Folgen für das Ökosystem der Umgebung und die Gesundheit des Endverbrauchers. Diese Kritikpunkte treffen in einigen Fällen zu, dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Aquakultur letztlich eine sehr effiziente und nachhaltige Methode sein kann, um Menschen mit tierischem Eiweiß zu versorgen – und der Überfischung entgegenzuwirken. Ein positives Beispiel für eine umweltschonende Aquakultur ist die Zucht des klassischen Schuppen- oder Spiegelkarpfens. Karpfen nehmen ihre Nahrung vom Boden auf, fressen kleine Wassertiere, Wasserpflanzen, abgestorbenes Pflanzen­material und Reststoffe, die sich am Grund der Teiche sammeln. Zudem durchsieben sie das Wasser nach Schwebstoffen. Damit tragen sie dazu bei, Gewässer sauber zu halten. Karpfenteiche zeichnen sich oftmals durch besonders sauberes Wasser aus. Auch intensive Muschelzucht trägt zur Reinhaltung des Wassers bei. Muscheln filtern große Mengen an Wasser und sieben winzige Nahrungsteilchen heraus. Damit wirken sie der Überdüngung und den Algenblüten entgegen.
4.6 > Im zentral­amerikanischen Staat Belize wurden riesige Aquakulturanlagen gebaut und dadurch große Landflächen und auch Mangroven zerstört. Die Abwässer werden ungeklärt ins Meer geleitet. Derartige Betriebe haben die Branche in Verruf gebracht.
4.6 > Im zentral­amerikanischen Staat Belize wurden riesige Aquakulturanlagen gebaut und dadurch große Landflächen und auch Mangroven zerstört. Die Abwässer werden ungeklärt ins Meer geleitet. Derartige Betriebe haben die Branche in Verruf gebracht. © Christian Ziegler/Minden Pictures
4.7 > Pro Tonne erzeugten Proteins entstehen in der Aquakultur weniger Stickstoff- und Phosphorverbindungen als in der Rinder- und Schweinezucht. Gezüchtete Muscheln verringern sogar die Menge an Stickstoff- und Phosphorverbindungen in Gewässern, da sie das Wasser filtern.  © nach Flachowsky (2002) und Hall et al. (2011) 4.7 > Pro Tonne erzeugten Proteins entstehen in der Aquakultur weniger Stickstoff- und Phosphorverbindungen als in der Rinder- und Schweinezucht. Gezüchtete Muscheln verringern sogar die Menge an Stickstoff- und Phosphorverbindungen in Gewässern, da sie das Wasser filtern.
Die nährstoffreichen Abwässer von Aquakulturanlagen können in Flüssen oder Küstenbereichen zu Problemen führen, dennoch sind viele Fischzuchten umweltfreundlicher als etwa die intensive Schweine- oder Rindermast. Letztere setzt durch Gülle und Mist, die zum Düngen von Ackerflächen verwendet werden, viele Phosphor- und Stickstoffverbindungen frei. Der Ausstoß aus der Aquakultur dagegen ist deutlich geringer und in etwa mit den Werten der weniger problematischen Geflügelzucht vergleichbar. Das wird am Beispiel des Mekong-Deltas deutlich: Nur etwa 1 bis 2 Prozent des Nährstoffeintrags in das Delta kommen aus der Pangasius-Aquakultur. Der Großteil stammt aus der Landwirtschaft, der Gemüse- und Obstproduktion sowie aus ungeklärten kommunalen und industriellen Abwässern. Die Aquakultur schneidet im Vergleich mit der Zucht in der Landwirtschaft auch deshalb gut ab, weil Fische und andere Wasserorganismen weniger Nahrung benötigen, um Körpermasse aufzubauen, als Tiere an Land. So ist deutlich weniger Futter nötig, um zum Beispiel 1 Kilogramm Karpfen zu produzieren, als die Produktion von 1 Kilogramm Huhn, Rind- oder Schweinefleisch erfordert. Ein Grund dafür ist, dass Fische wechselwarme Tiere sind, deren Körpertemperatur in etwa der Umgebungstemperatur entspricht. Sie brauchen daher wesentlich weniger Energie für die Wärmegewinnung als die gleichwarmen Säugetiere oder Vögel. Zudem verbraucht die Fortbewegung an Land mehr Energie als im Wasser. Da Wasser dichter als Luft ist, gibt es dem Körper Auftrieb. Fische schweben nahezu schwerelos. Viele Meerestiere wie etwa Muscheln, Schnecken oder Seegurken kommen außerdem ohne ein stützendes Skelett aus. Damit sparen sie Energie, die sie sonst für den Bau der Knochen aufwenden müssten. Und noch einen energetischen Vorteil haben Fische. Sie können überschüssigen, mit der Nahrung aufgenommenen Stickstoff in Form von Ammonium, einer einfachen chemischen Verbindung, direkt ins Wasser abgeben. Landtiere hingegen müssen Energie darauf verwenden, den Stickstoff in Harnstoff oder Harnsäure zu verwandeln. Erst in dieser chemischen Form können sie den Stickstoff mit dem Kot oder dem Urin ausscheiden.

Fisch für alle?

In einem internationalen Projekt haben Forscher untersucht, ob die Aquakultur und die Fangfischerei die weltweit gestiegene Nachfrage der Weltbevölkerung nach Fisch im Jahr 2050 befriedigen könnten. Ihr Ausblick ist optimistisch: Ja, sie können. Voraussetzung dafür sei, dass die Fischbestände der Welt auf Dauer nachhaltig befischt würden. Zudem müsse die Menge an Fisch, die in der Aquakultur in Form von Fischmehl und Fischöl verfüttert wird, effizienter eingesetzt werden. Die Forscher haben auch gefragt, welchen direkten Einfluss der Klimawandel und die Erwärmung der Meere auf die potenzielle Meeresfischproduktion haben könnten. Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass die Menge des wilden Meeresfischs, der für die Fischerei verfügbar ist, dadurch vermutlich um 6 Prozent zunehmen wird. Allerdings dürften sich die Fanggebiete teils verschieben. Textende