- Energie aus brennendem Eis
- > Im Meeresboden lagern nicht nur Mineralien, sondern auch große Mengen an Methanhydrat. Manche Staaten hoffen, sich mit der Erschließung der Gashydratvorkommen vor der eigenen Küste von Energieimporten unabhängig machen zu können. Noch aber fehlt es an Fördertechnik. Zudem muss geklärt werden, welche Gefahren der Methanhydratabbau für das Klima und die Meereslebensräume mit sich bringt.
Wertvoller Rohstoff oder Treibhausgas?
Methanhydrate kommen überall auf der Welt an vielen Kontinentalrändern in 300 bis 3000 Meter Wassertiefe im weichen Meeresboden vor. Die größten Lagerstätten befinden sich unterhalb von 500 Metern. Methanhydrate bilden sich bei bestimmten Temperaturen und hohen Drücken aus Wasser und Methangas. Je wärmer das Wasser ist, desto höher muss der Wasserdruck sein und desto tiefer liegen die Vorkommen. Nach den aktuellen Schätzungen enthalten die Hydratvorkommen weltweit rund 10-mal so viel Methangas wie herkömmliche Erdgaslagerstätten. Damit sind sie ein ernst zu nehmender Energierohstoff. Mit Testbohrungen hat man inzwischen gezeigt, dass sich Methanhydrate im Meeresboden abbauen lassen. Vor allem Staaten wie Japan oder Korea, die Energierohstoffe zum großen Teil einführen müssen, hoffen, dadurch künftig von teuren Gas- und Kohleimporten unabhängig zu werden. Noch aber gibt es keine Bohr- und Fördertechnik für den Routinebetrieb. Denn für den Abbau der Methanhydrate im weichen Sediment benötigt man andere Verfahren als bei der etablierten Gas- und Ölförderung im Meer. In den kommenden Jahren sollen die benötigten Bohrgeräte entwickelt werden. Erste Prototypen gibt es bereits. Zudem werden derzeit Machbarkeitsstudien ausgearbeitet. Angedacht sind kleine Förderanlagen, die auf den Meeresboden gesetzt werden. Eine große Hürde besteht darin, dass das Methan in den Hydraten fest gebunden ist und anders als herkömmliches Erdgas nicht von allein ins Bohrloch strömt. Die Methanhydrate müssen an der Bohrstelle zunächst zersetzt werden, daher ist die Förderrate in Methanhydratlagerstätten geringer als bei der klassischen Erdgasförderung. Inwieweit sich die Hydratgewinnung in großer Tiefe wirtschaftlich lohnt, muss sich noch zeigen. Da sich die Methanhydrate vor allem an den Kontinentalhängen bilden, fürchteten Kritiker, dass das weiche Sediment durch die Bohrungen ins Rutschen geraten könnte. Dadurch, hieß es, könnten Tsunamis ausgelöst werden. Geoforscher schließen das inzwischen aus. Lawinenartige Hangrutschungen seien ein natürliches Phänomen und durchaus häufig. Durch die Bohrungen könnten solche Rutschungen zwar grundsätzlich ausgelöst werden, doch wären diese zu klein und ihre Energie zu gering, als dass sie Tsunamis verursachen könnten. Befürchtet wurde außerdem, dass durch das Bohren am Meeresboden Methan in großen Mengen unkontrolliert ins Wasser und schließlich in die Atmosphäre aufsteigen könnte. Da Methan ein starkes Treibhausgas ist, würde das die Erderwärmung verstärken. Wissenschaftler gehen davon aus, dass das nicht geschehen wird, da das in Hydraten gebundene Methan anders als Erdgas und Erdöl nicht von allein aus dem Bohrloch fließen kann. Es wird nach und nach freigesetzt, wenn das Hydrat beim Abbau im Boden langsam zerfällt. Ein Blowout wie an einem Ölbohrloch ist damit grundsätzlich nicht möglich. Selbst in dem Fall, dass Methan aus dem Meeresboden ins Wasser gelangt, wird es auf seinem langen Weg durch die Wassersäule von Bakterien abgebaut, ehe es die Meeresoberfläche erreicht. Forscher gehen heute im Allgemeinen davon aus, dass die Erderwärmung in diesem und den nächsten Jahrhunderten nicht zu einer verstärkten Freisetzung von Methan führen wird. Betrachtet man jedoch lange geologische Zeiträume, sieht die Situation etwas anders aus. Im Laufe von Jahrtausenden könnten sich die Ozeane durch den Klimawandel so weit erwärmen, dass sich vor allem in flachen Meeresgebieten größere Mengen an Hydraten zersetzen und das Methan, da es auf dem kurzen Weg zur Meeresoberfläche nicht vollständig abgebaut wird, doch in die Atmosphäre gelangt.