Quoten werden meist für einzelne Fischbestände vergeben. In Fischereien, bei denen sich gezielt einzelne Arten fangen lassen – etwa Schwarmfische wie Hering oder Makrele, funktioniert das gut. Oft aber landen verschiedene Fischarten im Netz. Fachleute sprechen von gemischter Fischerei. Bei der Seezungenfischerei in der Nordsee beispielsweise werden oft Schollen mitgefangen, eine andere Plattfischart. Das ist problematisch, weil Fischer nur die Fischart anlanden dürfen, für die sie eine Quote besitzen. Alle übrigen Fische und Meerestiere werden als sogenannter Beifang meist tot zurück ins Meer geworfen. Dieser Rückwurf von Beifängen ist seit Jahrzehnten üblich. Die Europäische Union (EU) will mit ihrer neuen Gemeinsamen Fischereipolitik ein Rückwurfverbot durchsetzen. Kritisiert wird, dass sich kaum kontrollieren lässt, ob so ein Verbot eingehalten wird. Daher werden derzeit Maßnahmen und Strategien diskutiert, die den Beifang künftig generell reduzieren und eine bessere Kontrolle gewährleisten sollen:
- Einsatz verplombter Kameras, die das Deck überwachen. In Nord- und Ostsee sind derzeit mehrere Fischkutter im Einsatz, auf denen das Kamerasystem getestet wird.
- Verstärkter Einsatz staatlicher Beobachter auf Schiffen.
- Anrechenbarkeit fremder Arten auf die eigentliche Quote. Ein Krabbenfischer zum Beispiel, der als Beifang Schollen fischt, muss sich diese nach einem bestimmten Schlüssel auf die Krabben (Garnelen) anrechnen. Das schmälert die Menge an Garnelen, die er noch fischen darf. Auf die Fischer soll so sanfter Druck ausgeübt werden, auf bessere Fanggeschirre umzusteigen, die selektiver fischen und wenig Beifang produzieren. Für den Fang von Garnelen etwa werden jetzt neue Netze entwickelt, die die Garnelen mit schwachen elektrischen Impulsen aufscheuchen, während die Plattfische im Boden bleiben.
Mit der neuen Gemeinsamen Fischereipolitik wird vermutlich ein Übergangszeitraum von mehreren Jahren eingerichtet werden, um die neuen Technologien einzuführen. Und auch die Anrechenbarkeit der Quote wird, so der aktuelle Stand der Diskussion, vermutlich nach und nach eingeführt. Das Ziel: Man will weniger kontrollieren und die Fischer zu mehr Eigenverantwortlichkeit zwingen.
Auf den Färöer-Inseln im Nordatlantik hat man versucht, das Rückwurfproblem dadurch zu lösen, dass man keine Fangquoten vergibt, sondern den Fischereiaufwand beschränkt. Die Fischer dürfen nur für eine begrenzte Anzahl von Tagen hinausfahren. Sie dürfen aber alle gefangenen Fische anlanden, sodass Rückwürfe eigentlich unnötig sind. Mit dieser Methode bleibt aber das Problem des sogenannten High-Grading ungelöst. Dabei picken Fischer aus dem Fang nur die wertvollsten Anteile heraus, also zum Beispiel die größten und schwersten Exemplare einer Fischart, weil große Fische pro Kilogramm Körpergewicht mehr Geld bringen. Kleinere oder leicht verletzte Fische werden zurückgeworfen. Das ist eine Verschwendung von Ressourcen. In der EU, in Island und Norwegen ist das High-Grading bereits verboten. Da es dennoch praktiziert wird, ist eine funktionierende Kontrolle sehr wichtig.

5.11 > In der Nordsee finden sich in einem typischen Beifang kleine Plattfische und viele Krebse wie zum Beispiel Strandkrabben. © Martin Kirchner/laif