Die Westantarktis gilt seit Kurzem als Region mit der höchsten Vulkandichte der Welt. 138 Vulkane haben Forscher bislang gezählt. Das Besondere daran ist jedoch, dass 91 davon bis zu 2000 Meter tief unter dem Eispanzer verborgen liegen und erst im Jahr 2017 von Wissenschaftlern der Universität Edinburgh entdeckt wurden. Diese Untereisvulkane sind 100 bis 3850 Meter hoch und haben am Fuß ihres Kegels einen Durchmesser von 4,5 bis 58,5 Kilometern. Besonders häufig ist ihre Zahl in der Nähe des Marie-Byrd-Landes sowie entlang einer Achse, die parallel zum Transantarktischen Gebirge durch das Zentrum des Westantarktischen Riftsystems verläuft. Die Nachricht von der Entdeckung der Untereisvulkane hat weltweit großes Interesse geweckt. Wissenschaftler befürchten nämlich, dass der Ausbruch eines oder mehrerer Untereisvulkane zu einem schnellen Abschmelzen des Westantarktischen Eisschildes führen könnte. Die unmittelbare Folge wäre ein abrupter Anstieg des globalen Meeresspiegels um mehrere Meter. Beobachtungen aus anderen Teilen der Welt lassen darauf schließen, dass Vulkane aktiv werden, wenn der auf ihnen lastende Eispanzer abschmilzt. Beispiele für Untereisausbrüche gibt es unter anderem auf Island, wo Eruptionen dazu geführt haben, dass Gletscher an ihrer Unterseite schmolzen und infolgedessen ihre Eisfließgeschwindigkeit deutlich zunahm. Ob die Vulkane unter dem Eispanzer der Westantarktis gegenwärtig aktiv sind, lässt sich bislang nicht eindeutig sagen.
Abb. 1.8 > Die meisten Vulkane der Westantarktis liegen unter dem Eis.