Selbst weit im Hinterland gelegene Minen können Küstengebiete verschmutzen. Das zeigt der Fall des Eisenerztagebaus nahe der brasilianischen Stadt Mariana, die etwa 250 Kilometer nördlich von Rio de Janeiro liegt. Am 5. November 2015 brachen dort die Dämme eines Absetzbeckens für Erzschlamm, der bei der Produktion im Tagebau anfällt. Daraufhin ergoss sich eine riesige Schlammlawine in den Rio Doce, einen Fluss, der in den Atlantik mündet. Insgesamt stürzten nach Angaben des UN-Menschenrechtsrats (United Nations Human Rights Council, UNHCR) rund 50 Millionen Tonnen Eisenerzschlamm ins Tal, was in etwa dem Rauminhalt von 20 000 Wettkampfschwimmbecken entspricht. Die Schlammlawine verschüttete das 5 Kilometer von der Mine entfernte Dorf Bento Rodrigues und große Landflächen. Schließlich ergoss sich die rote Masse 600 Kilometer flussabwärts in den Atlantik. 16 Menschen kamen bei der Katastrophe ums Leben.
Da der Schlamm Schwermetalle und andere giftige Substanzen in hohen Konzentrationen enthielt, sind die betroffenen Gebiete um Bento Rodrigues bis heute unbewohnbar und eine Landwirtschaft nicht möglich. Unklar ist derzeit noch, wie sich die Schadstofffracht auf das betroffene Mündungsgebiet im Atlantik auswirkt. Man fürchtet, dass sich große Mengen der Schadstoffe am Meeresboden abgelagert haben. Sofern Meerestiere diese mit ihrer Nahrung aufnehmen, könnte auch die Fischerei betroffen sein, weil Fische und Meeresfrüchte dann nicht mehr verkauft werden können.
Abb. 2.46 > Umweltkatastrophe im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo: Giftiger Eisenerzschlamm aus dem Rio Doce ergießt sich ins offene Meer. © Reuters/Ricardo Moraes