Fische lassen sich nicht zählen wie Elefanten in einem Nationalpark. Fischereibiologen müssen die Größe eines Bestands daher anhand von bestimmten Parametern kalkulieren. Wichtig ist die jährliche Fangmenge. Nimmt diese ab, kann das ein Anzeichen für ein Schrumpfen des Bestands sein. Von Interesse ist auch die Menge der geschlechtsreifen Altfische, der Laicher, denn von ihnen hängt ab, wie viel Nachwuchs produziert wird. Immerhin kann sich ein Bestand nur dann erhalten, wenn der Nachwuchs die durch den Fang entnommene Fischmenge und die Zahl der auf natürliche Weise gestorbenen Tiere ausgleichen kann. Fischereibiologen ordnen Bestände für gewöhnlich einer von mehreren Kategorien zu: gemäßigt genutzt, voll genutzt, überfischt, zusammengebrochen oder sich erholend. Allerdings sind die Übergänge zwischen diesen Zustandsklassen unscharf, etwa zwischen dem voll genutzten und dem überfischten Zustand eines Bestands. Ein Grund dafür ist, dass verschiedene Fischarten sehr unterschiedlich auf Fischereidruck reagieren. Arten, die sich stark vermehren und schon früh geschlechtsreif werden, können höhere Fangmengen besser abpuffern als Arten, die erst nach mehreren Jahren laichen und wenige Nachkommen produzieren. Grundsätzlich aber gilt ein Bestand als voll genutzt, wenn er maximal befischt ist und keine Ausweitung der Fänge zulässt. Intensiviert man die Fischerei dennoch, kippt der Bestand in den überfischten Zustand. Ein solcher Bestand nimmt kontinuierlich ab, weil nicht mehr ausreichend Nachkommen produziert werden. Zusammengebrochen ist ein Bestand, wenn die Fänge deutlich unter den historisch bekannten Mengen liegen. Viele Forscher sehen diesen Zustand erreicht, wenn nur noch 10 Prozent der höchsten historischen Fangmenge erzielt werden. Bei einem zusammengebrochenen Bestand lässt sich die Fangmenge auch dann nicht steigern, wenn man die Fischerei intensiviert, den sogenannten Fischereiaufwand erhöht. Ein Bestand gilt als sich erholend, wenn nach einem Zusammenbruch die Fangmenge schließlich wieder steigt. Ein Beispiel ist der nordostatlantische Kabeljau, dessen Bestand in den 1960er Jahren zusammengebrochen war und sich nach einem Fangverbot wieder erholte. Die Welternährungsorganisation (Food and Agriculture Organization of the United Nations, FAO) nutzt derzeit 3 Kategorien, um den Zustand der Bestände zu beschreiben: gemäßigt genutzt, voll genutzt und überfischt.
Abb. 1.8 > Das Beispiel des nordostatlantischen Kabeljaus zeigt, dass ein Fischbestand zusammenbricht, wenn nicht mehr genug Altfische (Laicher) vorhanden sind, die Nachwuchs zeugen. © nach http://fischbestaende.portal-fischerei.de