Im Pariser Klimaabkommen haben sich alle Unterzeichnerstaaten dazu verpflichtet, die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Voraussetzung dafür ist eine Netto-Null der Treibhausgasemissionen in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts. Um dieses Ziel zu erreichen, sind alle Staaten aufgefordert, eine nationale Klima-Langfriststrategie zu entwickeln sowie alle fünf Jahre nationale Emissionseinsparungsziele (Nationally Determined Contributions, NDCs) festzulegen und zu veröffentlichen.
Mehr als 140 Staaten sind dieser Aufgabe bereits nachgekommen. Die Bundesrepublik Deutschland beispielsweise hat sich dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2045 treibhausgasneutral zu sein. Den Weg dorthin ebnet das im Juni 2021 novellierte Klimaschutzgesetz, welches der Energiewirtschaft, der Industrie, der Landwirtschaft, dem Verkehrswesen und dem Gebäudebereich verbindliche Emissionsobergrenzen vorschreibt. Bis zum Jahr 2030, so der Plan, sollen die deutschen Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Jahr 1990 bereits um 65 Prozent gesunken sein.
In der Umsetzung der selbst gesteckten Klimaschutzziele aber hinken Deutschland und viele andere Staaten den eigenen politischen Vorgaben hinterher. Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel gibt es weltweit weiterhin nur im Schneckentempo. Auf Grundlage aktuell geltender Klimaschutz-Gesetze und -Maßnahmenkataloge sagen Fachleute eine globale Erwärmung von zwei bis 3,6 Grad Celsius bis zum Jahr 2100 vorher. Mehr Einsatz, politischer Wille und Investitionen in den Klimaschutz sind deshalb vonnöten. Im Jahr 2022 waren nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) fast 89 Prozent der rekordverdächtig hohen globalen Kohlendioxidemissionen im Energiesektor auf die Verbrennung fossiler Rohstoffe und die dazugehörigen Industrieprozesse (Förderung, Verarbeitung) zurückzuführen. Die Menschheit steckt demzufolge noch immer tief im fossilen Zeitalter fest.
Abb. 1.27 > Fachleute des Climate Action Tracker analysieren regelmäßig die internationale Klimapolitik und berechnen auf Grundlage der getroffenen und versprochenen Klimaschutzmaßnahmen aller Staaten, auf welche Erwärmung die Erde bis zum Jahr 2100 zusteuert. Im November 2022 deuteten die bis dato umgesetzten Maßnahmen auf eine Erwärmung von 2,2 bis 3,4 Grad Celsius hin.