Europas größter Handelshafen Rotterdam (Niederlande) verfolgt seit dem Jahr 2008 ein ambitioniertes Programm, um sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Im Mittelpunkt steht dabei der Hochwasserschutz, den die Hafenbetreiber in enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, der niederländischen Regierung und im Hafengebiet ansässigen Firmen angehen.
Ausgehend von Berechnungen, wonach der Meeresspiegel im Hafengebiet im Zeitraum von 1990 bis 2100 um 35 bis 85 Zentimeter steigen wird, untersuchten die Projektpartner das Flutrisiko für alle Teil gebiete des Hafens und erstellten detaillierte Maßnahmenpläne. Überflutungsbedrohte Stromtrassen beispielsweise wurden wasserfest gemacht oder angehoben; gefährdete Gebäude mit Hochwasserschutztechnik ausgestattet. Außerdem gibt es mittlerweile sogenannte Disaster Management Plans, mit deren Hilfe sichergestellt werden soll, dass im Falle eines Hochwassers alle Arbeiten ordnungsgemäß eingestellt und im Anschluss schnellstmöglich wieder aufgenommen werden können. Bei Neubauten muss das Risiko künftig regelmäßig auftretender Hochwasser von Anfang an mitgedacht und entsprechende Schutzvorkehrungen eingeplant werden.
Abb. 4.18 > Droht dem Großraum Rotterdam eine Sturmflut, schließen sich diese kreisbogenförmigen Tore des Maeslant-Sperrwerkes. Es schützt sowohl die Stadt als auch ihren Hafen vor Hochwasser.
Die Hafenbehörde hat sich außerdem das Ziel gesetzt, die durch den Hafen- und Industriebetrieb entstehenden Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2050 um 95 Prozent zu reduzieren. Immerhin machen die Emissionen der Unternehmungen auf dem Hafengelände ein Fünftel der Gesamtemissionen der Niederlande aus. Erreicht werden soll dieses ehrgeizige Ziel durch:
Durch die Digitalisierung vieler Informationsflüsse sollen die rund 30 000 Schiffe, die den Hafen Rotterdam pro Jahr anlaufen, effizienter abgewickelt werden. Dazu gehört auch das frühzeitige Versenden genauer Ankunftszeiten an die Schiffe. Wissenschaftliche Untersuchungen im Hafen von Rotterdam hatten gezeigt: Hätten alle im Jahr 2018 ankommenden Containerschiffe bis zu zwölf Stunden vorher gewusst, wann sie im Hafen erwartet werden (sogenannte „just in time arrivals“), hätten die Schiffsführungen die Fahrtgeschwindigkeit ihrer Schiffe so weit reduzieren können, dass Treibstoff- und Emissionseinsparungen von vier Prozent möglich gewesen wären. Ein weiterer Testlauf im Dezember 2020 ergab sogar Einsparungen von acht bis neun Prozent, wenn die Schiffsführungen bis zu 24 Stunden vor Hafenanlauf genaue Instruktionen erhalten und die Geschwindigkeit ihres Schiffes entsprechend anpassen.