Das Treibhausgas Methan stand in der Vergangenheit deutlich seltener im Blickpunkt der Öffentlichkeit als sein „großer Bruder“, das Kohlendioxid. Das lag vor allem daran, dass Methan in der Atmosphäre chemisch abgebaut wird und daher im Durchschnitt nur etwa zwölf Jahre lang dort verweilt. Kohlendioxid dagegen zerfällt nicht. Es kann der Atmosphäre nur entzogen werden – etwa durch Pflanzen, den Ozean oder durch Gesteinsverwitterung. Diese natürlichen Entnahmeprozesse laufen im Vergleich zum Tempo der Kohlendioxidemissionen jedoch sehr langsam ab, sodass neu emittiertes Kohlendioxid jahrtausendelang als Treibhausgas klimawirksam bleibt.
Seit mehr als zehn Jahren aber beobachten Forscher mit Sorge, wie der Methangehalt in der Atmosphäre zunimmt. Seit 2014 sprechen sie sogar von einem starken Anstieg. Methan kommt zwar weiterhin in deutlich geringerer Konzentration vor als Kohlendioxid, dafür aber besitzt es ein deutlich größeres Wärmepotenzial. Berechnungen zufolge hält es etwa 30-mal so viel Wärme in der Atmosphäre fest wie Kohlendioxid. Nach Schätzungen ist Methan daher für etwa 30 Prozent der bis heute beobachteten Erderwärmung verantwortlich.
Warum die Methanemissionen in den zurückliegenden Jahren so stark gestiegen sind, ist noch nicht genau geklärt. Methan wird sowohl auf natürliche Weise als auch durch menschliche Aktivitäten freigesetzt. Etwa zwei Fünftel der Emissionen stammen aus natürlichen Quellen wie Mooren und Feuchtgebieten. Drei Fünftel der Emissionen sind auf den Menschen zurückzuführen. Sie entweichen aus Erdöl- und Erdgasförderanlagen oder aus alten Kohleschächten, entstehen auf Müllhalden und beim Verbrennen organischen Materials. Oder aber sie werden in der Landwirtschaft freigesetzt, zum Beispiel beim Reisanbau oder durch Rinderherden.
Eine mögliche Erklärung für die steigende Methankonzentration könnte das Bevölkerungswachstum in den Tropen sein. Wo mehr Menschen leben, muss mehr Landwirtschaft betrieben werden, um ausreichend Nahrungsmittel zu produzieren. Durch den Einsatz verbesserter Beobachtungtechnik wie Drohnen und Satelliten verstehen Forscher jedoch auch immer besser, welche enormen Mengen Methan tatsächlich aus Müllbergen oder Erdölförderanlagen entweichen.
Hoffnung macht angesichts der aktuellen Situation nur die kurze Lebensdauer des Methans. Würde es der Menschheit gelingen, ihre Methanemissionen innerhalb kurzer Zeit drastisch zu reduzieren – das notwendige Wissen dazu liegt vor –, würde die Konzentration schon nach etwa zehn Jahren spürbar abnehmen.
Im Fall von Kohlendioxid dagegen müsste man viele Jahrhunderte bis Jahrtausende lang warten, bis sich nach umfassenden Emissionsreduktionen eine messbare Verringerung der Kohlendioxidkonzentration einstellen würde.