Ein Expertengremium der deutschen Bundesregierung (Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, WBGU) hat bereits im Jahr 2013 zehn Kriterien entwickelt, mithilfe derer bestehende Meeresmanagementstrukturen analysiert und neu ausgerichtet werden können. Sie haben bis heute nichts an Wertigkeit und Aktualität verloren. Ambitioniertes Meeresmanagement fußt demzufolge auf folgenden Grundsätzen:
- Adaptives Management zielt darauf, die Wissensbasis für die Governance kontinuierlich zu verbessern und sie zeitnah für den Umgang mit den Meeren zu nutzen. Adaptives Management soll im Sinne eines Lernprozesses das Wissen über Ökosystemstruktur und -dynamik vertiefen und somit Schutz und Bewirtschaftung der Meere iterativ verbessern.
- Anreize für Innovationen für eine nachhaltige und risikoarme Nutzung der Meere sollen Akteure belohnen, die statt kurzfristiger Gewinnmaximierung langfristig gedachte, nachhaltige Geschäftsmodelle für Nutzung und Schutz der Meere entwickeln.
- Eine klare Zuweisung von Nutzungsrechten ist notwendig, um die Übernutzung des Kollektivguts Meer zu verhindern. Dies ermöglicht die Ausschließbarkeit von Nutzern und somit eine Koordinierung der Nutzung, sei es über Märkte oder über Verhandlungen. Zudem können die gesellschaftlichen Kosten der Nutzung nach dem Verursacherprinzip den Nutzern angelastet werden, sodass die externen Kosten internalisiert werden.
- Ohne ein bisher unerreichtes Niveau globaler Kooperationskultur und globaler Kooperationsmechanismen sind Schutz und nachhaltige Nutzung des globalen Kollektivguts Meer unmöglich. Globale Kooperation ist Grundlage für die Entwicklung internationaler Übereinkommen für Meeresschutz und -nutzung sowie für deren gemeinschaftliche Umsetzung.
- Subsidiäre Entscheidungsstrukturen, die Entscheidungskompetenzen primär bei dezentralen Entscheidungsträgern auf regionaler oder lokaler Ebene und sekundär bei zentralen internationalen Stellen ansiedeln, sind für die Akzeptanz globaler und nationaler Regulierungen entscheidend. Darüber hinaus wird durch eine derart verstandene Subsidiarität die effiziente Durchsetzung der Regulierungen erleichtert.
- Transparente Informationen stellen sicher, dass die relevanten Daten für alle Akteure zugänglich sind.
- Partizipative Entscheidungsstrukturen ermöglichen es, Interessen offenzulegen, und führen zu Entscheidungen, die für alle Akteure nachvollziehbar sind.
- Faire Verteilungsmechanismen sollen die gerechte Aufteilung der Gewinne aus mariner Ressourcennutzung sowie der Kosten, zum Beispiel von Schutz, Monitoring, Überwachung und Sanktionierung, gewährleisten. Dies gilt für die Kosten- und Nutzenteilung sowohl zwischen Staaten als auch zwischen verschiedenen Verwaltungsebenen eines Staates.
- Konfliktlösungsmechanismen sind notwendig, um die vielfältigen Nutzungsinteressen verschiedener Akteure (zum Beispiel Staaten und Individuen) abzustimmen.
- Sanktionsmechanismen auf den verschiedenen Governance-Ebenen sind zentrale Instrumente, um die Einhaltung von Nutzungsregelungen durchzusetzen.