Die Antarktis ist bis heute der einzige Kontinent der Erde, auf dem noch kein Bergbau stattgefunden hat. Dieses Alleinstellungsmerkmal ist zum einen auf die extremen Temperaturen und die großflächige Vereisung des Kontinents zurückzuführen, welche geologische Untersuchungen des Untergrundes außerordentlich erschweren. Zum anderen verbietet das Madrider mweltschutzprotokoll zum Antarktisvertrag jegliche kommerzielle Explorationsmaßnahme südlich des 60. Breitengrads Süd. Bohrungen oder Gesteinsprobennahmen zu Forschungszwecken sind jedoch durchaus erlaubt. Die Geologie der Landmassen im Südpolargebiet ist deshalb in einigen Regionen der Antarktis hinreichend bekannt, um Annahmen über das Rohstoffpotenzial zu machen. Forscher wissen mittlerweile, dass es zum Beispiel im Transantarktischen Gebirge Kohlelagerstätten und in den ostantarktischen Prinz-Charles-Bergen Vorkommen an Eisenerz gibt. Diese abzubauen, wäre logis- tisch und technisch jedoch sehr aufwendig und ist daher aus Expertensicht wirtschaftlich uninteressant. Außerdem ist wenig über die Qualität und Gesamtmenge dieser Vorkommen bekannt. Vorkommen anderer Bodenschätze werden vermutet, konnten bislang aber nicht endgültig nachgewiesen werden. Dazu gehören Metalle wie Nickel, Kupfer und Platin. Die Vermutungen stützen sich auf die Erkenntnis, dass die Küstenregionen der Antarktis große geologische Gemeinsamkeiten mit rohstoffreichen Randgebieten Südamerikas, Afrikas und Australiens aufweisen, an die der südliche Kontinent ja noch vor 250 Millionen Jahre grenzte. Der goldreiche Höhenzug Witwatersrand in Südafrika beispielsweise könnte die gleichen geologischen Merkmale aufweisen wie Teile des antarktischen Königin-Maud-Landes. Die Antarktische Halbinsel wiederum bildet die Fortsetzung der südamerikanischen Anden, wo Metalle wie Molybdän, Gold und Silber abgebaut werden. Kleine Vorkommen dieser Bodenschätze wurden auch schon auf der Halbinsel entdeckt. Und im sogenannten Dufekmassiv in den Pensacolabergen, einer Gebirgsregion im westantarktischen Queen Elizabeth Land, vermuten Forscher Platingruppenmetalle, Chrom und andere mineralische Rohstoffe, wie sie auch im geologisch ähnlichen Bushveld-Komplex in Südafrika abgebaut werden. Erdöl- und Erdgasvorkommen werden in den antarktischen Schelfgebieten vermutet. Entsprechend dicke Sedimentablagerungen, die für die Bildung beider Rohstoffe gebraucht werden, könnten auf den Schelfen des Ross- und Weddellmeers vorkommen sowie in der Amundsen- und Bellingshausensee. Mögliche Lagerstätten aber wären höchstwahrscheinlich zu klein, als dass sich eine Förderung wirtschaftlich lohnen würde. Außerdem treiben in den Schelfgebieten der Antarktis viele, zum Teil sehr große Eisberge. Sie würden eine ernstzunehmende Gefahr für Bohrschiffe und -plattformen darstellen und wären aufgrund ihrer weit in die Tiefe reichenden Eismassen jederzeit auch in der Lage, technische Installationen am Meeresboden zu zerstören. Das Risiko von Unfällen und Umweltverschmutzungen wäre also sehr hoch.
Abb. 5.16 > Wo die Antarktis nicht von Eis bedeckt ist, kann man Hinweise auf Rohstofflagerstätten finden. Die markante schwarze Linie am Fuß dieses Sandsteinfelsens im Transantarktischen Gebirge etwa verrät ein Kohleflöz, das sich vor mehr als 250 Millionen Jahren gebildet hat.