Die ersten Gebietsansprüche in der Antarktis wurden bereits im Jahr
1904 gestellt, also zu jener Zeit, als Walfänger den Südozean als Jagdgebiet für sich entdeckten und die Walfangnationen begannen, um die besten Fangplätze zu wetteifern. Zu diesem Zeitpunkt hisste der norwegische Walfänger und Kapitän Carl Anton Larsen die britische Flagge an der neu erreichten Walfangstation Grytviken auf Südgeorgien, denn der Neubau war unter anderem mit britischem Kapital finanziert worden. Bis dahin hatte die Insel gewissermaßen als Niemandsland gegolten. Wenig später aber erhob Großbritannien auch offiziell Anspruch auf Südgeorgien, und im Jahr 1908 erklärte das Vereinigte Königreich die gesamte Antarktische Halbinsel zwischen dem 20. und dem 80. Längengrad West zu britischem Territorium – und das war erst der Anfang.
Im Jahr 1923, also mehr als 80 Jahre nach der Entdeckung des Rossmeeres durch den Engländer James Clark Ross (5. Januar 1841), nahm Großbritannien die Leistung dieses und anderer britischer Entdecker zum Anlass, weitere Ansprüche zu erheben. Zunächst annektierte das Königreich den Rossmeer-Sektor zwischen dem 160. Längengrad Ost und dem 150. Längengrad West und unterstellte ihn seiner Kolonie Neuseeland. Drei Jahre später erhob es Anspruch auf weitere 40 Prozent des antarktischen Kontinents (45° Ost bis 160° Ost), diesmal in der Ostantarktis. Dieser Sektor wurde im Jahr 1933 der ehemaligen britischen Kolonie Australien übertragen. Ausgenommen davon war lediglich ein kleines Tortenstück (136° Ost bis 142° Ost), welches Frankreich bereits zuvor zu seinem Eigentum erklärt hatte.
Norwegen, die damals größte Walfangnation, beobachtete die Expansion Großbritanniens mit großer Sorge. Die Norweger befürchteten Fangverbote für ihre Schiffe vor den Küsten der annektierten Gebiete. Um einen möglichen Ausschluss zu verhindern, organisierten sie eigene Expeditionen in den Südozean, verbunden mit dem klaren Auftrag an die Schiffsbesatzungen, entdecktes Neuland zu annektieren. Das gelang zunächst bei zwei Inseln. Bis zum Jahr 1939 erkundeten und annektierten norwegische Entdecker dann den gesamten antarktischen Sektor zwischen 16° 30' westlicher Länge und 45° östlicher Länge, einschließlich der Küstengewässer, des Landesinnern und des geografischen Südpols. Das Gebiet heißt heute Königin-Maud-Land und erstreckt sich über eine Fläche von fast drei Millionen Quadratkilometern.
Nach Norwegen erhoben dann noch die am äußersten Südzipfel des amerikanischen Kontinents gelegenen Staaten Chile (1940) und Argentinien (1942) Ansprüche auf antarktisches Territorium. Die ausgelobten Gebiete aber überschneiden sich nicht nur gegenseitig, sie schließen auch Gebiete mit ein, die Großbritannien für sich beansprucht. All diese Territorialkonflikte aber ruhen, solange der Antarktisvertrag nicht aufgekündigt wird.