Der plötzliche Zerfall der antarktischen Schelfeise Larsen A (1995) und Larsen B (2002) bot Wissenschaftlern im Jahr 2007 erstmals die Chance, zu untersuchen, welche Tiere in dem bis dato unbekannten Lebensraum unter den großen Eiszungen vorkamen und wie sich die Fauna infolge des Eisverlusts veränderte. Ihre Inventur ergab, dass die Meeresströmungen bis zum Zusammenbruch der Schelfeise so wenig Nahrung unter die Eiszungen trugen, dass nur einige wenige Suspensionsfresser wie zum Beispiel die Vasenschwämme Rossella nuda und Rossella racovitzae unter dem Eis existieren konnten. Sie kamen allerdings so vereinzelt und in so kleiner Größe vor, dass jedes Tier die Forscher an einen Tennisball erinnerte, der allein auf einem Tenniscourt liegt. Der nächste Schwamm wuchs dann sinnbildlich gesprochen erst auf dem Spielfeld nebenan.
Zur großen Überraschung der Biologen lebten aber auch 16 Tierarten aus der antarktischen Tiefsee unter den Schelfeisen – darunter hauptsächlich Stachelhäuter wie die Seelilien Bathycrinus australis und Dumetocrinus antarcticus. Aufgrund dieser Entdeckung schlussfolgerten die Wissenschaftler, dass die Lebensbedingungen unter dem Schelfeis vermutlich denen in der Tiefsee sehr geähnelt haben, weshalb es den Tiefseebewohnern gelungen war, in den Schelfmeerbereich einzuwandern.
Mit dem Zusammenbruch der schwimmenden Eisflächen veränderten sich dann das Licht- und Nahrungsangebot im Wasser. Auch wenn die Regionen bis heute noch häufig von Meereis bedeckt sind, entstanden gelegentlich Algenblüten. Weiteres organisches Material wurde durch die Strömungen herantransportiert, sodass sich Pionierarten wie Seescheiden und Glasschwämme auf den ehemals verwaisten Flächen ansiedelten. Den Vasenschwämmen gelang es nun, sich erfolgreich zu vermehren, und in der Wassersäule schwammen, angezogen vom Nahrungsangebot, Eiskrill, Antarktischer Krill und Antarktische Silberfische. Sie wiederum lockten größere Jäger an. So zählten die Biologen im Sommer 2007 in der ehemaligen Schelfeisregion etwa genauso viele Krabbenfresserrobben und Zwergwale, wie sie normalerweise im restlichen Weddellmeer oder vor der Westküste der Antarktischen Halbinsel vorkamen. Die Fauna des Weddellmeers war also schon dabei, den so lange verlorenen Lebensraum zurückzuerobern.