Im Sommer 2014 entdeckten russische Rentierhirten ein großes, kreisrundes Loch in der sibirischen Tundra der Region Jamal. Fotos des mysteriösen Kraters erregten weltweit Aufmerksamkeit und befeuerten Spekulationen über Meteoriteneinschläge oder die Machenschaften außerirdischer Lebensformen in dem Gebiet 2200 Kilometer nordöstlich von Moskau. Russische Geowissenschaftler untersuchten daraufhin das etwa 50 Meter tiefe und 30 Meter breite Loch in mehreren Expeditionen. Ihre Ergebnisse lassen darauf schließen, dass das Loch entstand, als im Zuge der Permafrosterwärmung ein sogenanntes Gashydrat, also eine große Menge gefrorenen Methans und Wassers, in großer Tiefe aufgetaut war. Das Methan war dabei vom gefrorenen in den gasförmigen Zustand übergegangen und hatte sich um das 164-Fache ausgedehnt. Anschließend war es mit einem Druck von bis zu 30 Kilogramm pro Quadratzentimeter Richtung Erdoberfläche aufgestiegen. In jenem Moment, als das Gas auf einen Schlag in die Atmosphäre entwich, muss es eine gewaltige Eruption gegeben haben. Das Erdreich aus dem Krater wurde jedenfalls mehr als 180 Meter weit durch die Luft geschleudert. Mittlerweile gehen die Forscher sogar davon aus, dass solche Methaneruptionen ein ziemlich häufig auftretendes Phänomen in der sibirischen Arktis sind. So wird unter anderem vermutet, dass durch diesen Prozess in einer zurückliegenden Warmphase viele der heute bekannten Seen auf der Halbinsel Jamal entstanden sind.
Abb. 3.34 > Dieser Krater auf der Halbinsel Jamal entstand im Jahr 2014, als große Mengen Methangas explosionsartig aus dem Erdreich austraten.