Landsenkungen (Thermokarst) und Thermoerosion können auch durch Waldbrände und Tundrenfeuer ausgelöst werden. Während solcher Brände vernichtet das Feuer die den Permafrost isolieren-den Schichten aus Humus, Torf, Gras und Wurzelwerk und beschleunigt auf diese Weise langfristig sein Tauen. Im Norden Alaskas beispielsweise senkte sich nach dem großen Anaktuvuk-River-Feuer im Juli 2007 die Landoberfläche durch die Entstehung von Thermokarst innerhalb von sieben Jahren um teilweise mehr als einen Meter ab.
Das Feuer in der Tundra war im ungewöhnlich warmen und trockenen Sommer 2007 von einem Blitzeinschlag ausgelöst worden und hatte sich bis zum Einsetzen des ersten Schneefalls Anfang Oktober über eine Fläche von 1039 Quadratkilometern gefressen. Untersuchungen im Anschluss an den Brand ergaben, dass es der größte Flächenbrand in Alaskas Tundra seit 5000 Jahren war. Gewitter waren in den zurückliegenden Jahrtausenden nur selten über die North Slope gezogen, wie die Tundrenlandschaft im Norden Alaskas heißt. Die Polarluft über der Region war die meiste Zeit einfach zu kalt, als dass sich Gewitterwolken hätten bilden können. Und wenn es doch mal brannte, dann nur auf vergleichsweise kleinen Flächen.
Abb. 3.28 > Rauchschwaden über dem Yukon Delta National Wildlife Refuge im Südwesten Alaskas. Im Juni 2015 wüteten gleich zwei Tundrenbrände in der Region.
Aufgrund der Wärme und Trockenheit im Sommer 2007 aber zerstörte das Anaktuvuk-River-Feuer auf einen Schlag mehr Tundra, als es alle North-Slope-Feuer in den fünf Jahrzehnten zuvor vermocht hatten. Forscher bewerteten die Ursache, das Ausmaß und vor allem auch die Dauer des Brandes als klares Signal eines Wandels in der Tundra, den sie in erster Linie auf klimatische Veränderungen zurückführen. Mit der zunehmenden Erwärmung in der Arktis steigt die Gefahr von Gewittern und somit auch die Wahrscheinlichkeit von Blitzeinschlägen, die Feuer auslösen können. In der Blitz-Statistik der US-amerikanischen Behörden war zum Zeitpunkt des Brandes bereits eine Zunahme der Blitzhäufigkeit zu erkennen. Außerdem schmilzt mittlerweile die Winterschneedecke in Alaska deutlich früher. Alaskas Feuerwehr hatte deshalb bereits im Jahr vor dem großen Tundrenbrand den Beginn der jährlichen Waldbrandsaison vom 1. Mai auf den 1. April vorverlegt.
Wald- und Tundrenfeuer, ausgelöst durch Blitzeinschläge, haben das Potenzial, die Landschaft der Hocharktis grundlegend zu verändern und eine klimatische Kettenreaktion auszulösen. Denn wenn die Tundra erst einmal brennt, werden riesige Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid freigesetzt. Als die Flammen am Anaktuvuk River loderten, wurden mehr als zwei Millionen Tonnen Kohlendioxid emittiert. Diese Menge entspricht in etwa der Monats-CO2-Emission einer Großstadt wie Las Vegas. Außerdem hinterließ das Feuer dunkle, verbrannte Erde, die zwischen 50 und 71 Prozent weniger Rückstrahlkraft besaß als eine ungestörte Tundra und in den Folgejahren so viel Sonneneinstrahlung absorbierte, dass der darunterliegende Permafrost tiefer auftaute und sich die Landschaft auf etwa einem Drittel der Brandfläche absenkte. Ähnlich schwerwiegende Folgen für den gefrorenen Boden beobachten Experten nach Bränden in Wäldern mit oberflächennahem Permafrost, von denen es in Alaska reichlich gibt. In diesen Gebieten stieg die Bodentemperatur nach einem Feuer in der Regel so schnell und umfassend, dass schon nach drei bis fünf Jahren kein Permafrost mehr nachweisbar war.