Der geografische Nordpol hat eine feste Position. Er entspricht dem Schnittpunkt der Erdachse mit der nördlichen Erdoberfläche. Seine Koordinaten lauten daher: 90 Grad Nord. Mit einem einfachen Taschenkompass ließe er sich allerdings nur schwer finden. Die Kompassnadel richtet sich nämlich am Magnetfeld der Erde aus. Dieses entsteht, weil im äußeren Kern der Erde befindliches flüssiges Eisen aufgrund von Temperaturunterschieden innerhalb der Erde und durch die Erdrotation umgewälzt und verwirbelt wird. Das Magnetfeld reicht mehrere Erdradien weit in den Weltraum. Es schirmt den Planeten vor gefährlicher Strahlung und Teilchen aus dem All ab und besitzt ebenfalls einen Nord- und einen Südpol. Als solche werden jene zwei Punkte bezeichnet, an denen die magnetischen Feldlinien senkrecht zur Erdoberfläche in die Erde eindringen. Einer dieser Punkte befindet sich auf der Nordhalbkugel der Erde, der andere auf der Südhalbkugel, wobei ihre Position zueinander nicht genau entgegengesetzt ist. Für beide lässt sich auch keine feste geografische Position angeben, denn infolge magnetischer Stürme und einer sich ändernden Umwälzung des flüssigen Eisens im äußeren Erdkern verändert sich ihre Lage ständig. Die Pole wandern, wie unregelmäßige Messungen ergeben haben. Als der magnetische Nordpol im Jahr 1831 entdeckt wurde, befand sich dieser gerade in der Nähe der Boothiahalbinsel im hohen Norden Kanadas. Von dort ist er dann nordwestwärts gewandert. Gegenwärtig bewegt er sich mit einer Geschwindigkeit von rund 55 Kilometern pro Jahr. Er liegt derzeit nördlich des 85. Breitengrads, mitten im Arktischen Ozean, und nähert sich Russland.
Abb. 1.2 > Der arktische Magnetpol bewegt sich ständig. Wissenschaftler ermitteln seine Position durch Messungen und Berechnungen.
Interessanterweise kehrt sich das Magnetfeld der Erde in unregelmäßigen Zeitabständen um. Aus dem magnetischen Norden wird dann Süden und umgekehrt. Der Verständlichkeit halber sprechen Experten deshalb auch stets vom arktischen Magnetpol – eine Bezeichnung, die immer den magnetischen Pol auf der Nordhalbkugel meint, auch wenn dieser wie gegenwärtig im physikalischen Sinn ein magnetischer Südpol ist. Warum es zu dieser Polumkehr kommt, ist unbekannt, man weiß aber, dass sie sich über einen Zeitraum von einigen Tausend Jahren vollzieht. Wissenschaftler definieren zusätzlich noch die geomagnetischen Pole, die allerdings nicht gemessen, sondern nur theoretisch berechnet werden können. Ihnen liegt die Annahme zugrunde, dass sich im Erdmittelpunkt ein unendlich kleiner Stabmagnet befindet. Im Schnittpunkt der Achse des Stabmagneten mit der Erdoberfläche liegen die geomagnetischen Pole. Ihnen wird eine große Bedeutung beigemessen, da sie die Grundlage des geomagnetischen Koordinatensystems bilden. Dieses wird für die Navigation unter Wasser, im Erdreich sowie für jede Handy-Kompass-App gebraucht.
Abb. 1.3 > In der Nord- und Südhemisphäre der Erde gibt es jeweils drei Pole: einen geografischen, einen magnetischen und einen geomagnetischen.