An vielen energiearmen Küsten weltweit bilden sich Wattflächen, wenn über Flüsse Ton-, Silt- bzw. Schluff- und feine Sandpartikel in großen Mengen herantransportiert werden. Allerdings sehen diese Wattflächen nicht überall gleich aus. So unterscheidet man geschlossene Watten, die mit Pflanzen bewachsen sind, von offenen Watten, bei denen das Sediment frei liegt. Das weltweit größte Wattgebiet erstreckt sich über weite Teile der niederländischen, deutschen und dänischen Nordseeküste und zählt zu den offenen Watten. Es ist seit dem Jahr 2009 Weltnaturerbe der UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization, Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur). Zwar gibt es hier den typischen Schlick, der zu 30 Prozent aus Ton, zu 30 Prozent aus feinem Schluff und zu mehr als 30 Prozent aus Sand sowie abgestorbener Biomasse besteht. Insgesamt aber wird das Gebiet nicht als Schlickküste bezeichnet, weil der Sandanteil in den meisten Bereichen doch relativ hoch ist. Folglich zählt man die Wattgebiete zu den Sandküsten.
Eine echte offene Schlickküste hingegen findet man vor dem südamerikanischen Staat Surinam, wo die Strömungen an der Atlantikküste extrem schwach sind. Hier können sich selbst feine Ton- und Schluffpartikel zu dicken Schlickpaketen ablagern. Diese werden vor allem über die rund 600 Kilometer entfernte Mündung des Orinoko in Venezuela in den Atlantik getragen und von dort bis in die ruhigen Gewässer vor Surinam transportiert.
An der Ostküste der USA sieht es dagegen wieder ganz anders aus: An vielen Stellen zwischen Florida und der Halbinsel Cape Cod in Massachusetts haben sich Salzwiesen gebildet, sodass man hier von geschlossenen Wattflächen spricht. Sie entstehen in energiearmen Küstenabschnitten, wenn Flüsse sehr viel Material herantragen, das sich vor allem in seichten Bereichen nahe dem Küstenufer ablagert. Das Watt wächst im Laufe der Zeit um mehrere Dezimeter in die Höhe und wird dadurch seltener überflutet. Spezielle salzresistente Pflanzen können sich nun gut ansiedeln. Derartige Salzwiesen sind für Vögel bedeutende Rast- und Brutgebiete und stellen damit ein besonderes Habitat im Lebensraum Wattenmeer dar.
Watten bilden sich vielfach auch zwischen dem Festland und vorgelagerten Inseln. Da das Wasser hier langsamer strömt, können sich feine Partikel auf dem Meeresboden absetzen. Eine Voraussetzung für die Entstehung solcher Insel- oder Rückseitenwatten ist, dass der Wasserstand zwischen Ebbe und Flut, der Tidenhub, deutlich schwankt, sodass die Gebiete wie zum Beispiel im westeuropäischen Wattenmeer regelmäßig überflutet werden und wieder trockenfallen. In der Regel beträgt der Tidenhub hier zwischen 3 und 3,5 Meter. Darüber hinaus gibt es Inselwatten zum Beispiel an der Pazifikküste von Kolumbien. Diese Watten sind aber nicht offen, sondern von Mangroven bewachsen, von salzresistenten Bäumen.

Abb. 1.25 > Das Wattenmeer der Nordsee ist bei Touristen sehr beliebt. Viele Menschen sind fasziniert, wenn sie zum ersten Mal bei Ebbe über den schlickigen Meeresboden wandern.