Mineralische Rohstoffe
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WOR 3 Rohstoffe aus dem Meer – Chancen und Risiken | 2014

Vorkommen und Märkte

Rohstoffe für die Welt

> Metalle und Industrieminerale für die Herstellung von Konsumgütern und Maschinen werden heute fast ausschließlich an Land gewonnen. Um sich von Importen unabhängig zu machen und sich gegen zukünftige Engpässe bei der Rohstoffversorgung abzusichern, überlegen einige Staaten, solche Rohstoffe künftig auch aus dem Meer zu gewinnen. Doch noch ist der Bergbau unter Wasser zu teuer und mögliche Umweltauswirkungen sind nicht klar.

Zusatzinfo Metalle der Seltenen Erden

Erz, Glimmer, Sand und Kies

Für Hochtechnologieanwendungen und moderne elektronische Massenprodukte wie Fotovoltaikanlagen, Hybridautos oder Smartphones benötigt man heute eine Fülle mineralischer Rohstoffe. Dazu gehören Erze, aus denen Metalle wie Kupfer, Nickel, Indium oder Gold gewonnen werden, sowie Industrieminerale wie Flussspat, Grafit oder Glimmer, die nicht zu den Metallen zählen. Glimmer wird unter anderem als Isolator in winzigen Bauteilen für die Mikroelektronik verwendet, Grafit benötigt man für Elektroden. Aus Flussspat wiederum gewinnt man Flusssäure, mit der beispielsweise Stahl oder Fotovoltaikkomponenten geätzt werden. Zu den mineralischen Rohstoffen zählen darüber hinaus Sand, Kies und Steine für die Bauindustrie. Die mineralischen Rohstoffe werden heute fast ausschließlich in Minen an Land gewonnen. Je nach Lagerstätte baut man sie in Bergwerken unter Tage oder im Tagebau unter freiem Himmel mit großen Baggern und Radladern ab. Eine Ausnahme sind Sand und Kies, die bereits seit geraumer Zeit nicht nur an Land abgebaut, sondern auch aus flachen Meeresgebieten gewonnen werden. Seit mehreren Jahrzehnten ist bekannt, dass es auch am Meeresboden große Vorkommen mit vielen Millionen Tonnen wertvollen Metallen gibt. Sie werden bislang aber nicht genutzt, weil die Produktion an Land die Nachfrage decken kann. Zudem ist der Abbau im Meer bis heute zu teuer und unwirtschaftlich, da die Erze mit hohem Aufwand per Schiff und Unterwasserroboter geerntet werden müssten. Hinzu kommt, dass die Fördertechnik, anders als beim etablierten Abbau an Land, erst noch entwickelt werden muss.

Angst vor Lieferengpässen

Experten gehen davon aus, dass die Landlagerstätten auch langfristig in den meisten Fällen den Bedarf an Metallen und Mineralien decken können, obgleich die Nachfrage stetig steigt. Für einige Rohstoffe aber sehen sie Engpässe voraus. So könnten durch den wachsenden Bedarf in den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) unter anderem jene Rohstoffe knapp werden, die nur in kleinen Mengen vorhanden sind oder gewonnen werden – beispielsweise Antimon, Germanium und Rhenium. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 wurden weltweit rund 20 Millionen Tonnen Kupferraffinade, aber nur 128 Tonnen Germanium gewonnen.
2.1 > Erze für die Metallerzeugung fördert man in großen Tagebauen wie der Dexing-Kupfermine nahe der ostchinesischen Stadt Shangrao. Dabei fressen sich die Bagger tief in den Erdboden.
2.1 > Erze für die Metallerzeugung fördert man in großen Tagebauen wie der Dexing-Kupfermine nahe der ostchinesischen Stadt  Shangrao. Dabei fressen sich die Bagger tief in den Erdboden. © picture alliance/CHINAFOTOPRESS/MAXPPP
Germanium wird heute für die Funktechnik in Smartphones, in der Halbleitertechnik oder in sogenannten Dünnschichtsolarzellen benötigt. Vor allem in den führenden Industrieländern fürchtet man, dass in den nächsten Jahrzehnten die Versorgung mit solchen für die Industrie bedeutsamen Rohstoffen unsicherer werden könnte. Dabei hängt die Versorgung unter anderem von den folgenden Faktoren ab:
  • steigende Nachfrage durch Neuentwicklungen: Manche Innovationsforscher erwarten, dass in den kommenden Jahren der Bedarf an bestimmten Metallen aufgrund neuer technischer Entwicklungen deutlich zunehmen wird. Ein Beispiel sind sogenannte Seltenerdmetalle, die künftig in stark steigenden Mengen beispielsweise für den Bau von Motoren für Elektroautos oder Generatoren in Windrädern benötigt werden könnten;
  • steigende Nachfrage und Konkurrenz durch das Wirtschaftswachstum in den BRIC-Staaten und Schwellenländern sowie starkes Wachstum der Erdbevölkerung;
  • begrenzte Verfügbarkeit: Viele Rohstoffe werden als Nebenprodukt bei der Förderung anderer Metalle gewonnen. So sind Germanium und das für die Herstellung von LCD-Displays essenzielle Indium Nebenprodukte der Blei- und Zinkgewinnung. Sie treten in den Blei- und Zinklagerstätten nur in geringen Mengen auf. Um mehr Germanium und Indium zu gewinnen, müsste man folglich die Blei- und Zinkproduktion erheblich erhöhen. Das wäre allerdings unwirtschaftlich, weil es eine entsprechend große Nachfrage für Blei und Zink gibt;
  • Monopolstellung von Staaten: Viele für die Industrie wichtige Rohstoffe kommen nur in wenigen Ländern vor oder werden zurzeit nur in wenigen Ländern produziert. Diese Nationen haben quasi eine Monopolstellung. Auf China zum Beispiel entfallen 97 Prozent der weltweiten Produktion von Seltenerdmetallen. Auch für andere Rohstoffe ist der ostasiatische Staat heute der wichtigste Produzent. Die Importnationen fürchten, dass China und auch andere Staaten die Verfügbarkeit der Rohstoffe durch hohe Zölle oder andere wirtschaftspolitische Maßnahmen einschränken könnten. Diese Situation wird dadurch verschärft, dass für moderne Hochtechnologien Rohstoffe von besonders hoher Qualität oder Reinheit nötig sind. Auch diese kommen in vielen Fällen weltweit nur in wenigen Regionen vor;
  • Oligopole durch Firmenkonzentration: In einigen Fällen werden Rohstoffe nur von wenigen Unternehmen abgebaut. Da in den vergangenen Jahren große Rohstoffunternehmen kleinere aufgekauft haben, hat sich die Wettbewerbssituation bei manchen Rohstoffen noch verschärft;
  • politische Situation: Problematisch ist auch die Versorgung aus politisch fragilen Staaten wie etwa der Demokratischen Republik Kongo, die durch den jahrelangen Bürgerkrieg destabilisiert ist. Das Land erbringt 40 Prozent der weltweiten Kobaltproduktion.
Ob ein Rohstoff für ein Land oder ein Unternehmen verfügbar ist, hängt also nicht allein von der Größe der Lagerstätten weltweit ab, sondern von vielen Faktoren, die zusammen den Preis bestimmen. Natürlich wird der Preis nicht zuletzt auch durch die Situation auf den Rohstoffmärkten beeinflusst. So steigt der Preis eines Rohstoffs bei wachsender Nachfrage. In anderen Fällen verteuern sich Rohstoffe allein aufgrund von Spekulationen, unter anderem, weil die Märkte überreagieren. Ein Beispiel dafür war der enorme Preisanstieg bei Kupfer und anderen Rohstoffen nach 2006, als China große Rohstoffmengen aufkaufte. Von einer Knappheit konnte damals aber keine Rede sein.
2.2 > Viele Metalle werden heute in wenigen Ländern gewonnen, allen voran in China. Die Daten stammen aus einer umfangreichen Rohstoffanalyse aus dem Jahr 2010 und haben sich seitdem nicht wesentlich verändert. Für Gallium und Tellur fehlen zuverlässige Zahlen.
2.2 >  Viele Metalle werden heute in wenigen Ländern gewonnen, allen voran in China. Die Daten stammen aus einer umfangreichen Rohstoffanalyse aus dem Jahr 2010 und haben sich seitdem nicht wesentlich verändert. Für Gallium und Tellur fehlen zuverlässige Zahlen. © Hein et al.

Zusatzinfo Wie viel Metall steckt im Erz?

Die Unsicherheit messen

Rohstoffexperten versuchen einzuschätzen, wie sicher die Versorgung mit Rohstoffen in Zukunft sein wird. Berücksichtigt werden dabei zum einen die Monopolstellung von Staaten und Unternehmen und zum anderen die politische Situation in den Abbauregionen, das sogenannte gewichtete Länderrisiko (GLR). Das GLR wird anhand von 6 Kriterien (Indikatoren) ermittelt, mit denen die Regierungsführung einzelner Staaten sowie die politische Situation im Land bewertet werden. Diese Indikatoren wurden von der Weltbank definiert:
  • Mitspracherecht und Verantwortlichkeit: Dieser Indikator besagt, inwieweit die Bürger eines Landes die Möglichkeit haben, die Regierung zu wählen. Berücksichtigt werden auch Aspekte wie Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit;
  • politische Stabilität und Abwesenheit von Gewalt: Analysiert wird, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine Regierung durch Gewalt, Putsch oder Terrorismus destabilisiert werden kann;
  • Wirksamkeit des Regierungshandelns: Dieses Kriterium bewertet die Qualität der öffentlichen Dienste und Behörden und misst auch, wie stark diese politischem Druck ausgesetzt sind;
  • Qualität der Gesetzgebung: Nach diesem Indikator wird die Fähigkeit der Regierung eingeschätzt, Gesetze und Vorschriften zu erlassen, die eine freie Entwicklung des privaten Sektors ermöglichen;
  • Rechtsstaatlichkeit: In diesem Fall wird untersucht, wie groß das Vertrauen in bestehende gesellschaftliche Regeln ist und ob diese eingehalten werden. Bewertet wird auch, ob Verträge und Eigentumsrechte gewahrt werden. Ferner gibt dieser Indikator die Qualität der Gerichte und der Polizei an. Zudem berücksichtigt er, wie wahrscheinlich Verbrechen und Gewalt sind;
  • Korruptionskontrolle: Dieser Indikator zeigt an, inwieweit Behörden und die Regierung durch privaten Profit beeinflusst werden. Dazu gehören die Korruption auf verschiedenen Ebenen sowie der Einfluss von Eliten und privaten Interessen.
Die 6 Indikatoren werden mit Zahlenwerten belegt und aufaddiert. In der Summe ergeben sich Länderrisikowerte zwischen +1,5 und –1,5. Bei Werten über 0,5 ist das Risiko gering. Zwischen –0,5 und +0,5 liegt ein mäßiges Risiko vor. GLR-Werte unter –0,5 gelten als kritisch. Inwieweit die Rohstoffversorgung durch eine Monopolstellung von Ländern und Unternehmen beeinflusst wird, versuchen Wirtschaftswissenschaftler mithilfe des Herfindahl-Hirschman-Index (HHI) zu bewerten, einer Kennzahl zur Konzentrationsmessung. Dieser mathematisch ermittelte Index betrachtet die Anzahl der Marktteilnehmer mit ihren jeweiligen Marktanteilen und kann somit eine Aussage über den Konzentrationsgrad treffen. Rein rechnerisch bewegt sich der HHI zwischen dem größten Wert 1 bei einem einzigen Marktteilnehmer, und damit einem Monopol, und dem kleinsten Wert 0, der erreicht wird, wenn (theoretisch) unendlich viele Marktteilnehmer den gleichen Anteil haben. Da sich Werte mit sehr vielen Dezimalstellen hinter dem Komma ergeben können, werden diese aus Praktikabilitätsgründen jeweils mit 10 000 multipliziert.
Gemäß dieser Darstellung gilt ein Rohstoffmarkt als wenig konzentriert, wenn der HHI unter 1500 liegt. Oberhalb von 2500 gilt ein Markt als stark konzentriert beziehungsweise monopolisiert. Werte dazwischen weisen auf eine mäßige Konzentration hin. Bewertet man die Rohstoffe zugleich nach dem GLR und dem HHI, lassen sie sich 3 verschiedenen Risikogruppen zuordnen: Rohstoffen mit geringem Risiko, Rohstoffen mit mittlerem Risiko und Rohstoffen mit hohem Risiko. Zu den Rohstoffen mit geringem Risiko zählt Kupfer. Es hat einen geringen Länderrisikowert und zugleich geringe Firmen- und Länderkonzentrationswerte. Das liegt daran, dass Kupfer in politisch stabilen Staaten und von einer Reihe unterschiedlicher Unternehmen gefördert wird.
2.3 > Wie sicher die Versorgung mit einzelnen Rohstoffen ist, wird ermittelt, indem man die Zuverlässigkeit der Exportnationen (gewichtetes Länderrisiko) und die Monopolisierung der einzelnen Rohstoffmärkte betrachtet. Diese Grafik berücksichtigt insbesondere die Monopolstellung von Ländern (Länderkonzentration). Rohstoffe, für die die Versorgung als sicher gilt (geringes Risiko), sind grün unterlegt. Rohstoffe mit mittlerem Risiko sind gelb unterlegt. Rot unterlegt sind Rohstoffe, bei denen die Versorgungslage unsicher ist (hohes Risiko).

2.3 > Wie sicher die Versorgung mit einzelnen Rohstoffen ist, wird ermittelt, indem man die Zuverlässigkeit der Exportnationen (gewichtetes Länderrisiko) und die Monopolisierung der einzelnen Rohstoffmärkte betrachtet. Diese Grafik berücksichtigt insbesondere die Monopolstellung von Ländern (Länderkonzentration). Rohstoffe, für die die Versorgung als sicher gilt (geringes Risiko), sind grün unterlegt. Rohstoffe mit mittlerem Risiko sind gelb unterlegt. Rot unterlegt sind Rohstoffe, bei denen die Versorgungslage unsicher ist (hohes Risiko). © BGR (Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe)
Zu den Rohstoffen mit besonders hohem Risiko zählen die Seltenerdelemente oder auch das Halbmetall Antimon. Vorkommen mit hohen Antimongehalten gibt es vor allem in China, das rund 84 Prozent der Weltproduktion liefert. Entsprechend hoch ist der HHI-Wert. Antimon wird für Touchscreens und mikroelektronische Bauteile benötigt und ist als Flammschutzmittel für feuerfeste Bekleidung und Kunststoffe sehr gefragt.

Wie lange reichen die Vorkommen?

Die Berechnung des Versorgungsrisikos liefert natürlich nur eine Momentaufnahme. Darüber, wie lange die Rohstoffe in Zukunft verfügbar sein werden, geben sie keine Auskunft. Diese Frage versuchen Geowissenschaftler zu beantworten, indem sie die Reserven und Ressourcen der verschiedenen Rohstoffe abschätzen. Grundsätzlich weiß man nämlich, wo bestimmte Erze zu erwarten sind. Denn bestimmte Rohstoffe treten meist in charakteristischen geologischen Formationen auf, deren weltweite Verteilung heute weitgehend bekannt ist. Platin etwa kommt vor allem in der südafrikanischen Bushveld-Region in einer geschichteten magmatischen Intrusion vor. Dabei handelt es sich um eine durch magmatische Aktivität entstandene Gesteinsschicht, die benachbarte Gesteinsschichten durchbrochen hat. Auch in anderen Regionen der Welt findet man Platin in geschichteten magmatischen Intrusionen. Allerdings ist der Gehalt an Platin in den Erzen oft so gering, dass sich der Abbau nicht lohnt. Um herauszufinden, ob Metalle in einer geologischen Formation in ausreichend hoher Konzentration auftreten, sodass von einer Lagerstätte die Rede sein kann, muss man Bodenuntersuchungen, geologische und geophysikalische Analysen und Probebohrungen durchführen.
2.4 > Je nachdem wie gut die Vorkommen mineralischer Rohstoffe bekannt oder beprobt sind, werden sie in verschiedene Kategorien eingeteilt. Eine Rolle spielt auch, ob die Rohstoffe wirtschaftlich gewonnen werden können.
2.4 >  Je nachdem wie gut die Vorkommen mineralischer Rohstoffe bekannt oder beprobt sind, werden sie in verschiedene Kategorien eingeteilt. Eine Rolle spielt auch, ob die Rohstoffe wirtschaftlich gewonnen werden können. © BGR
Für viele Gebiete der Erde gibt es solche Untersuchungen aber noch nicht, denn die Erkundung neuer Lagerstätten in unbekannten Terrains ist ausgesprochen teuer und aufwendig. Bislang konzentriert man sich daher auf die Gegenden in der Nähe schon bekannter Vorkommen. Große Teile Australiens, Kanadas, Südamerikas und Westafrikas sind aus diesem Grund bis heute kaum exploriert. Die Abschätzung der weltweiten Vorkommen ist deshalb sehr unsicher. Je nachdem wie gut ein Areal bereits beprobt oder erschlossen wurde, unterscheidet man verschiedene Typen von Vorkommen:
  • RESERVEN: Reserven sind Rohstoffvorkommen, die bereits durch Beprobungen nachgewiesen wurden und mit heutiger Technik wirtschaftlich abgebaut werden können.
  • RESSOURCEN: Als Ressource wird ein Vorkommen bezeichnet, wenn die Metallgehalte und die Größe noch nicht durch geeignete Beprobungen ermittelt wurden oder wenn die Rohstoffe nicht wirtschaftlich abgebaut beziehungsweise verarbeitet werden können. Ein Beispiel sind Nickellateriterze, eine spezielle Form von Nickelerz, bei der Nickel in tropischen und subtropischen Verwitterungsböden angereichert ist. Bis in die 1950er Jahre gab es kein wirtschaftliches Industrieverfahren, um das Nickel aus dem Erz herauszulösen. Zwar waren die Vorkommen bekannt, sie ließen sich jedoch nicht nutzen. Die Laterite wurden deshalb zu den Ressourcen gezählt. Mit der Entwicklung eines geeigneten metallurgischen Verfahrens wurden die Laterite später zu einer nutzbaren Reserve. Heute stammen rund 50 Prozent des weltweit produzierten Nickels aus solchen lateritischen Lagerstätten.
2.5 > Bauxit gewinnt man überwiegend im Tagebau. 800 Tonnen trägt eine solche Spezialmaschine pro Stunde ab. Verwendet wird Bauxit vor allem für die Herstellung von Aluminium.
2.5 > Bauxit gewinnt man überwiegend  im Tagebau. 800 Tonnen trägt eine solche Spezialmaschine pro Stunde ab. Verwendet wird Bauxit vor allem für die Herstellung  von Aluminium. © Wirtgen GmbH
Anders als bei Erdgas und Erdöl werden die Reserven und Ressourcen bei Metallen nach dem Grad ihrer Beprobung noch weiter unterteilt. Berücksichtigt wird außerdem, inwieweit der Abbau wirtschaftlich ist. Angesichts der großen Landgebiete weltweit, die noch nicht näher beprobt sind, gehen Geowissenschaftler davon aus, dass es noch viele unentdeckte Lagerstätten gibt und diese somit theoretisch den wachsenden Bedarf an mineralischen Rohstoffen auch in Zukunft decken können. Fraglich ist nur, ob man an Land tatsächlich neue große Bergwerke oder Tagebaue öffnen wird, denn der Eingriff in die Landschaft ist massiv. In den vergangenen Jahrzehnten wurden durch den Berg- und Tagebau viele Landstriche völlig verändert. Menschen verloren ihre Heimat, wichtige Ökosysteme wurden zerstört. Durch den Kupferbergbau in Südamerika sind riesige Krater entstanden. In Brasilien wurden durch den Tagebau von Bauxit, einem weiteren Verwitterungsboden, aus dem Aluminium gewonnen wird, große Regenwaldgebiete vernichtet. Ein Ausbau der Förderung an Land wird deshalb sehr kritisch gesehen.

Wiederverwerten statt wegwerfen?

Eine Alternative zum verstärkten Erzabbau könnte künftig das Recycling wertvoller Rohstoffe sein. So wie Aluminium oder Stahl heute bereits in großem Stil wieder eingeschmolzen und neu verarbeitet werden, könnten in Zukunft auch viele andere Rohstoffe aus Abfällen und Elektroschrott wiedergewonnen werden. Elektroschrott wird aber heute weltweit erst von einigen wenigen Firmen aufbereitet, die insbesondere Kupfer, Silber, Gold und Platin wiedergewinnen. Verfahrenstechnisch machbar wäre darüber hinaus beispielsweise ein Recycling von Indiumzinnoxid-Folie aus Bildschirmen von Smartphones. Bislang gibt es aber keine fertig konzipierte Industrieanlage für den Alltagsbetrieb. Für das Recycling sind nicht nur ausgediente Smartphones oder Computer von Interesse. Abfälle fallen auch während der Produktion an. In der Elektronikindustrie kann heute nur ein Teil dieser Produktionsabfälle dem Fertigungsprozess wieder zugeführt werden, da Verfahren fehlen, um den Abfall aufzubereiten und die Substanzen zu extrahieren. Wünschenswert wäre beispielsweise ein Verfahren für Gallium, das insbesondere in LEDs eingesetzt wird.
Noch aber fehlt es an Sammelsystemen, über die entsprechende Altprodukte oder Produktionsabfälle dem Recycling zugeführt werden könnten. Erschwert wird das Recycling auch dadurch, dass bestimmte Metalle nur in winzigen Mengen in einem Produkt verarbeitet sind. Dadurch lohnt sich das Wiederaufarbeiten kaum. Experten bemühen sich daher um neue Verfahren, mit denen die verschiedenen verarbeiteten Stoffe besser erkannt und voneinander getrennt werden können. Eine besondere Herausforderung sind Mikrochips und andere mikroelektronische Bauteile, in denen verschiedene Substanzen quasi miteinander verschmolzen sind. Da solche Elektroschrottabfälle bis heute meist nicht wiederverwertet werden können, werden sie von vielen Industrieländern als Abfall in Entwicklungs- und Schwellenländer exportiert. In manchen Fällen wird der Schrott auch heute noch illegal ins Ausland geliefert. Entsprechende Firmen geben an, den Schrott wiederzuverwerten und werden dafür entlohnt. Statt den Abfall technisch aufwendig zu recyceln, wird er dann aber zu geringeren Kosten exportiert. Folgende Maßnahmen und Vorschläge für ein künftiges Recycling von Metallen werden von Fachleuten daher diskutiert:
  • Neuentwicklung von Systemen zur Wiederverwertung von industriellem Produktionsabfall;
  • Einführung von Wertstofftonnen für Privathaushalte;
  • vorrangige Entwicklung von Recyclingverfahren für Metalle mit einem hohen Versorgungsrisiko (Länderrisiko, Länderkonzentration);
  • Schaffen von wirtschaftlichen Anreizen für die Entwicklung eines funktionierenden Recyclingmarkts, der sich auf Rohstoffe aus Konsumgütern, Altautos oder Elektroschrott spezialisiert.

Meeresbergbau als Alternative?

Um die Versorgung mit Rohstoffen künftig sicherer zu gestalten, gibt es für viele Staaten und Unternehmen aber noch eine andere Alternative, die nicht nur aus rein wirtschaftlichen, sondern auch aus geopolitischen Erwägungen eine Rolle spielen kann: den Meeresbergbau. Zum einen vermeidet man damit Landnutzungskonflikte, die Berg- und Tagebaue mit sich bringen; zum anderen hoffen Staaten, die nicht über eigene Rohstoffreserven verfügen, sich über den Meeresbergbau ein Stück weit von den Exportnationen unabhängig zu machen. Grundsätzlich muss man beim Meeresbergbau 2 Situationen unterscheiden: den Bergbau in den Hoheitsgewässern eines Staates und den Bergbau im Bereich der Hohen See, die als Erbe der Menschheit und gemeinsame Ressource aller Staaten gilt. Den Bergbau in den Hoheitsgebieten regeln die Nationalstaaten in eigener Verantwortung. Im Bereich der Hohen See hingegen werden Lizenzgebiete von einer Behörde zentral vergeben, der Internationalen Meeresbodenbehörde (International Seabed Authority, ISA) mit Sitz in Kingston, Jamaika. Die ISA wacht insbesondere darüber, dass die Gewinne aus den Aktivitäten des Meeresbergbaus künftig gerecht verteilt werden. So soll verhindert werden, dass allein reiche Staaten Zugriff auf die vielversprechenden Ressourcen haben. In den vergangenen Jahren hat die ISA bereits zahlreiche Lizenzgebiete zur Erkundung an mehrere Staaten vergeben, die dort zurzeit nur explorieren dürfen. Abgebaut wird noch nirgends, weil die endgültigen Abbauregeln momentan noch diskutiert werden. Die ISA will bis 2016 die gesetzlichen Rahmenbedingungen für einen solchen marinen Bergbau aufstellen.
2.6 > Eine Arbeiterin in einer Recycling­fabrik in San José, Costa Rica, sortiert Weißblechdosen, aus denen Aluminium wiedergewonnen wird.
2.6 > Eine Arbeiterin in einer Recycling­fabrik in San José, Costa Rica, sortiert Weißblechdosen, aus denen Aluminium wiedergewonnen wird.  © Florian Kopp
2.7 > Elektronikkomponenten wie Chips mit elektronischen Schaltkreisen enthalten verschiedene Metalle in sehr geringen Mengen. Da die Metalle darin quasi verschmolzen sind, ist das Recycling besonders schwierig. © Javier Marina/agefotostock/Avenue Images 2.7 > Elektronikkomponenten wie Chips mit elektronischen Schaltkreisen enthalten verschiedene Metalle in sehr geringen Mengen. Da die Metalle darin quasi verschmolzen sind, ist das Recycling besonders schwierig.
Für den Meeresbergbau sind vor allem 3 Typen von Rohstoffvorkommen interessant, die unterschiedliche Wertmetalle enthalten:
  • MANGANKNOLLEN: Manganknollen
    Manganknollen
    sind kartoffel- bis salatkopfgroße Mineralanreicherungen, die riesige Bereiche der Tiefseeebenen im Pazifik sowie im In-dischen Ozean bedecken. Sie enthalten vor allem die chemischen Elemente Mangan, Eisen, Kupfer, Nickel und Kobalt sowie andere Substanzen wie Molybdän, Zink und Lithium. Manganknollen finden sich meist in Wassertiefen unterhalb von 3500 Metern.
  • KOBALTKRUSTEN: Kobaltkrusten
    Kobaltkrusten
    sind Überzüge von Mineralien, die sich an den Flanken submariner Gebirgszüge und Seeberge bilden. Sie entstehen durch die Ablagerung von im Wasser gelösten Mineralien und enthalten vor allem Mangan, Eisen, Kobalt, Nickel sowie Platin und Seltenerdelemente. Kobaltkrusten gibt es insbesondere im Westpazifik in Tiefen von 1000 bis 3000 Metern.
  • MASSIVSULFIDE: Massivsulfide
    Massivsulfide
    lagern sich vor allem an den Austrittsstellen heißer Quellen am Meeresboden ab. In diesen Gebieten dringt kaltes Meerwasser zuerst durch Spalten bis zu mehrere Kilometer tief in den Meeresboden ein. An Magmakammern in der Tiefe heizt sich das Meerwasser dann auf Temperaturen von mehr als 400 Grad Celsius auf. Dabei löst es metallhaltige Mineralien aus dem Gestein. Durch die Erwärmung steigt das mineralisierte Wasser sehr schnell auf und schießt zurück ins Meer. Sobald es sich mit dem kalten Meerwasser vermischt, bilden die Mineralien einen Niederschlag, der sich an der Quelle in Form von massiven Erzvorkommen ablagert. Massivsulfide finden sich an vielen Stellen am Meeresboden, die vulkanisch aktiv sind oder waren. Je nach Region enthalten die Massivsulfide unterschiedliche Anteile an Kupfer, Zink, Blei, Gold und Silber sowie an zahlreichen wichtigen Spurenmetallen wie Indium, Germanium, Tellur oder Selen.

Zusatzinfo Sand, Kies und Phosphat aus dem Meer

Wann und ob Meeresrohstoffe abgebaut werden, hängt vor allem davon ab, wie sich die Rohstoffpreise weltweit entwickeln. Dass die Weltmarktpreise wie der Erdölpreis kontinuierlich steigen werden, ist keinesfalls sicher. Neue Bergbauprojekte an Land könnten beispielsweise dazu führen, dass Preise für bestimmte Rohstoffe wieder fallen. So hat sich in der Vergangenheit bereits mehrfach gezeigt, dass mit dem Beginn der Förderung in einer neuen großen Landlagerstätte meist ein Rohstoffüberangebot entsteht. Kosteneinsparungen tragen ebenfalls zu fallenden Preisen bei. Solche Einsparungen lassen sich unter anderem durch neue Abbautechnologien, durch Automatisierung oder durch verbesserte verfahrenstechnische Prozesse in der metallurgischen Verarbeitung erreichen. Andererseits steigen die Preise, wenn die Nachfrage nach einem Rohstoff zunimmt. Das könnte künftig bei den Rohstoffen der Fall sein, die aufgrund technischer und gesellschaftlicher Entwicklungen sehr gefragt sind. Ein Beispiel ist das Metall Neodym, das zunehmend für den Bau von Elektromotoren und Windradgeneratoren benötigt wird. Experten fürchten für die kommenden Jahre, dass sich das Angebot an Neodym verknappen könnte. Sollten die Preise für Metalle, die auch in marinen Rohstoffen vorkommen, in den nächsten Jahren aufgrund derartiger Mangelsituationen steigen, könnte der Meeresbergbau tatsächlich wirtschaftlich werden. Ob dieser Fall eintritt, kann heute aber noch niemand sagen. Eine Ausnahme sind möglicherweise die Massivsulfide im Hoheitsgebiet von Papua-Neuguinea, die viel Gold und Silber enthalten. Bereits seit mehreren Jahren ist dort ein Abbau vorgesehen. Aus wirtschaftlichen und vertragsrechtlichen Gründen wurde der Förderbeginn aber schon mehrfach verschoben. Textende