Abb. 3.2 > Methanhydratvorkommen gibt es in allen Ozeanen und auch an Land. Mit Weiß sind Vorkommen gekennzeichnet, die mithilfe geophysikalischer Methoden identifiziert wurden. Die blauen Punkte zeigen Vorkommen, die durch direkte Beprobung nachgewiesen wurden. Die weltweit wichtigsten Forschungsstandorte und -gebiete sind zusätzlich mit Zahlen aufgeführt. © nach US Department of Energy
1 MALLIK: 1972 wurden im Sand des Mallik-Gebiets auf Richards Island in Kanadas Nordwest-Territorien hohe Gashydratkonzentrationen nachgewiesen. In der Folge wurden hier in den Jahren 1998, 2002 und 2007/08 drei richtungsweisende Evaluierungsprogramme für Gashydrate mit entsprechenden Probebohrungen durchgeführt. Diese Programme haben gezeigt, dass Gashydrate über Bohrungen abgebaut werden können und dass das Druckent-lastungsverfahren offenbar die vorteilhafteste Fördermethode ist. 2 North Slope: 1972 wurden in Alaska, in der Region North Slope, am Bohrloch Northwest Eileen State 2 Gashydrate entdeckt und näher erforscht. Das Ziel der Probebohrungen war es ursprünglich, die Erdölvorkommen zu untersuchen, doch machten die Bohrungen auch erste Schätzungen der Gashydratmengen möglich. So wurde die Größe der Hydratlagerstätte auf rund 16 Billionen Kubikmeter geschätzt. Lange Zeit wurden die Hydratvorkommen nicht näher beachtet, bis 2007 ganz in der Nähe die Mount-Elbert-Probebohrung durchgeführt wurde. Im Jahr 2008 schätzte der United States Geological Survey (USGS), das wichtigste Institut für amtliche Kartografie in den USA, die mit der derzeitigen Fördertechnik förderbare Gasmenge in der Region auf 2,4 Billionen Kubikmeter. Um die Förderung von Gashydraten zu testen, wurde 2011 in der Prudhoe Bay ein Bohrloch angelegt 3 Blake Ridge: Dieses Areal am Kontinentalhang vor der Küste des USBundesstaats North Carolina war eines der ersten Gebiete, in denen Gashydratvorkommen im Meer erforscht wurden. Die Hydratvorkommen wurden bei der geologischen Untersuchung des Meeresbodens mit Druckwellen entdeckt. Die Methanhydratlager im Meeresboden verrieten sich durch ein auffälliges Reflexionsmuster in den Bodenanalysebildern des Bottom Simulating Reflector (BSR, den Meeresboden simulierender Reflektor). Forschungsbohrungen bestätigten 1995 die Existenz einer ausgedehnten Lagerstätte. Die Gasmenge wurde auf rund 28,3 Billionen Kubikmeter geschätzt. Allerdings liegt das Gas im Boden in geringer Konzentration vor. 4 Kaskadien-Kontinentalrand: Dieses Gebiet vor der Pazifikküste der USA wurde im Rahmen des Ocean Drilling Program (ODP) beprobt. Dieses internationale Programm hat das Ziel, durch eine Vielzahl von Bohrungen neue Erkenntnisse über den Aufbau der Erde und die Erdgeschichte zu gewinnen. Auf zwei Fahrten, 2002 und 2005, wurde in diesem Gebiet der Hydratrücken vor Oregon näher untersucht. 5 Golf von Mexiko: In diesem Gebiet wurden 1995 auf dem Meeresboden mächtige Gashydrathügel entdeckt. Diese Strukturen sind vor allem deshalb interessant, weil sich hier spezielle Lebensgemeinschaften entwickelt haben. Bei Bohrungen im Alaminos Canyon Block 818 fand man später Gashydrate in marinen Sanden. Derartige Vorkommen sind bedeutend, da sich Hydrate in Sanden relativ leicht abbauen lassen. 2005 untersuchten Forscher und Industrieunternehmen hier gemeinsam Sicherheitsaspekte der Tiefseebohrungen. Im Jahr 2009 wurden bei einer weiteren Bohrkampagne in den Sanden hochkonzentrierte Gashydratvorkommen entdeckt. 6 Indischer Ozean: Im Rahmen einer 113 Tage langen Expedition wurden Gashydratvorkommen an einer Fundstelle im Arabischen Meer, an zwei Fundstellen im Golf von Bengalen und einer Fundstelle in der Andamanen-Inselgruppe untersucht. Im Krishna-Godavari-Becken vor der indischen Südostküste stießen die Forscher im sogenannten Block 10 auf Gashydratvorkommen in einer etwa 130 Meter dicken Schicht. Diese wiesen hohe Gashydratkonzentrationen auf. 7 Spitzbergen: Der Schelf vor der Küste Westspitzbergens wurde schon mehrfach untersucht. Anfang dieses Jahrhunderts entdeckte man dort mehrere Stellen, an denen Methangas austritt. Dieses stammt vermutlich aus dem Grenzbereich der Gashydratstabilitätszone (GHSZ). Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich die Hydrate hier aufgrund klimatischer Veränderungen auflösen. 8 Messoyakha: Dieses Öl- und Gasfeld im westlichen Sibirien lieferte die ersten handfesten Beweise für die Existenz von Gashydrat in der Natur. In diesem Gebiet wird Erdgas gewonnen, das zu einem Teil aus den Gashydratvorkommen stammt. Darauf weisen Bohrdaten und diverse Messungen hin.
9 Ulleung-Becken: In den Jahren 2007 und 2010 wurden im Ulleung-Becken vor Südkorea Tiefseebohrungen durchgeführt. Die Wissenschaftler förderten zudem Bohrkerne an die Meeresoberfläche. Während der Expedition wurde eine Vielzahl vertikaler, schornsteinähnlicher Strukturen entdeckt, die hohe Konzentrationen an Gashydraten aufwiesen. Die Hydrate liegen hier offenbar in Poren in Sanden und in sogenannten deformierten Schlämmen vor. 10 Nankai-TROG: In diesem Gebiet vor Japan wurde 1999 erstmals in marinen Sanden Gashydrat in Rohstoffqualität entdeckt. Weitere geophysikalische Untersuchungen und ein zweites Bohrprogramm im Jahr 2004 haben gezeigt, dass im Nankai-Trog eine Gasmenge von 1,1 Billionen Kubikmetern lagert. Davon liegen rund 566 Milliarden Kubikmeter in hochkonzentrierter Form in Sanden vor. 2013 wurde hier zum ersten Mal Methan aus einer Probebohrung im Meer gewonnen. Nach der Bohrung im Nankai-Trog 1999 gilt die Industriebohrung im Alaminos Canyon Block 818 im Golf von Mexiko im Jahr 2003 als zweite Fundstelle von Gashydrat in marinen Sanden. 11 Qilian-Hochgebirge: Dieses Hochgebirge befindet sich im Hochland von Tibet im Westen Chinas und weist bis zu 100 Meter tiefe Permafrostböden auf. Hier wurden in den Jahren 2008 und 2009 Bohrkampagnen durchgeführt, mit denen Gashydratvorkommen in sogenannten klüftigen Sand- und Tonsteinen nachgewiesen wurden. Diese Gesteine entstanden in der erdgeschichtlichen Epoche des Juras vor rund 200 Millionen Jahren. 12 Shenhu-Becken: Diese Region des Südchinesischen Meeres wurde Anfang 2007 im Rahmen einer meeresgeologischen Kartierung der Guangzhou Marine Geological Survey (GMGS), eines staatlichen chinesischen Instituts für Meeresgeologie, erforscht. Die bei der Expedition entdeckten Gashydratkonzentrationen in feinkörnigen Bodenschichten erwiesen sich als höher als zunächst vermutet und sind wahrscheinlich auf erhöhte Konzentrationen an feinen Bodenanteilen (Schluff) und auf Ablagerungen von Planktonorganismen mit Kalkpanzer, den Großforaminiferen, zurückzuführen. 13 Gumusut-Kakap: In diesem Ölfeld vor der Ostküste Malaysias wurden 2005 erstmals von der Industrie mögliche Gefahren untersucht, die von der Förderung tief gelegener Öl- und Erdgasvorkommen ausgehen könnten. Dazu zählen mögliche Hangrutschungen oder Tsunamis. Besonders untersucht wurden in diesem Projekt Öl- und Erdgasvorkommen, die unter Gashydrat führenden Schichten lagern. 14 Neuseeland: In den frühen 1980er Jahren wurden in diesem Gebiet am Rand des Hikurangi-Trogs vor der Ostküste Neuseelands bei Untersuchungen des Meeresbodens starke BSR-Reflexionssignale aufgenommen. Seitdem wird diese Region weiter mit einer Vielzahl von Messverfahren intensiv untersucht. Weitere Expeditionen zu verschiedenen Gebieten in der Ausschließlichen Wirtschaftszone Neuseelands deuten darauf hin, dass es dort noch in vielen anderen Bereichen Gashydratlagerstätten geben könnte. 15 Taiwan: Taiwan liegt in einem Gebiet, in dem Kontinentalplatten aufeinandertreffen. In diesem Bereich wird unter anderem methanhaltiges Wasser aus dem Sediment gepresst, sodass Methan für die Bildung von Hydraten zur Verfügung steht. Die Kollisionszone der Kontinentalplatten wird seit 2004 mit Bohrungen intensiv untersucht. Während der Bohrkampagnen wurden deutliche Hinweise auf Gashydratvorkommen gefunden. Die Hydrate erstrecken sich vermutlich über Meeresgebiete mit einer Gesamtfläche von rund 11 000 Quadratkilometern, was der Größe des westafrikanischen Staates Gambia entspricht. 16 Ostsibirischer Schelf: Der ostsibirische Schelf ist ein ehemaliger Küstenbereich mit Permafrostboden, der nach der letzten Eiszeit aufgrund des steigenden Meeresspiegels überspült wurde. Bei wissenschaftlichen Untersuchungen wurden im Meerwasser und in den oberen Meeresbodenschichten hohe Methankonzentrationen nachgewiesen. Woher das Methan stammt, ist noch unklar. Möglicherweise stammt es aus Methanhydraten, die in den Permafrostresten des untergegangenen Küstengebiets lagern.